"Ich will eine Einzelmedaille in Lahti holen"

Skisprungstar Michael Hayböck
Beim oberösterreichischen Skispringstar läuft derzeit alles nach Plan.

Der Skispringer Michael Hayböck (25) ist ein Aushängeschild des oberösterreichen Sports.

KURIER: Welche Art von Training absolvieren Sie derzeit im Olympiazentrum Salzburg-Ruf?Michael Hayböck: Sofern wir nicht unterwegs sind, machen wir hier das körperliche Training. Die Kraftprogramme und das Koordinationstraining. Ich komme gerade von der Kraftkammer.

Welche Übungen sind das?

Da wir Skispringer sind, trainieren wir hauptsächlich die Beine. Hürdensprünge, Sprints, Kniebeugen, Beinpresse.

Trainieren Sie täglich zwei Mal?

Heute nur ein Mal. Ich muss mich selbst heimtragen (lacht). Es war sehr anstrengend, ein zweites Training ginge nicht mehr. Am Nachmittag ist Regeneration angesagt.

Was haben Sie über den Sommer gemacht?

Wir waren fleißig. Die Saison war Ende März aus. Seit Mitte April trainieren wir wieder regelmäßig, hauptsächlich hier in Rif. Ende Juli/ Anfang August waren wir mit dem Nationalteam auf den Sommer-Grand-Prix. Im August waren zwei Wochen Urlaub, da war ich mit der Freundin auf den Seychellen. Ich bin gerne ganz weit weg, denn wenn ich zu Hause bin, fällt es mir schwerer wirklich abzuschalten.

Wie geht es nun weiter?

Jetzt kommt wieder ein Kraftblock. Es wird Kraft und Kraftaufbau gemacht. Bis zum Hinzenbach-Sommer-Grand-Prix am 1. Oktober. Anfang September sind wir mit unserem Trainer Heinz Kuttin in Planica. Da steht das Springen im Vordergrund. Das wechselt Woche für Woche. Das geht so dahin bis zum Winter. Ende November ist der erste Weltcup.

Welches Ziel haben Sie sich für die Wintersaison gesteckt?

Der Höhepunkt ist die Weltmeisterschaft, die Ende Februar in Lahti (Finnland) stattfindet. Die dortigen Schanzen kommen mir sehr entgegen. Im vergangenen Jahr habe ich beide Bewerbe gewonnen. Lahti ist für mich etwas Besonderes. Mein Ziel ist es, eine Medaille mitzunehmen. Teammedaillien habe ich bei Weltmeisterschaften und bei der Olympiade schon gemacht, das große Ziel ist eine Einzelmedaille.

Wie fühlen Sie sich?

Ich bin zwar jetzt nach dem Training sehr müde, aber es geht mir bestens. Ich bin gesund, sodass ich voll trainieren kann. Die Sommer-Grand-Prix waren auch sehr gut, in Einsiedeln war ich Dritter. Es ist alles so wie ich es mir vorstelle, ich bin sehr zufrieden.

Ich muss hart arbeiten und besser werden. Die Konkurrenz schläft nicht. Wenn man stehen bleibt, fällt man zurück.

Wo liegt Ihr Verbesserungspotenzial?

Dadurch, dass ich schon weit gekommen bin, liegt es nur mehr an Nuancen. Die großen Reserven gibt es nicht. Ich kann mich in allen Bereichen weiterentwickeln. Ich bin mit 25 Jahren in dem Alter, wo man langsam ans Maximum kommen kann. Ich kann mich bei den Kraft- und Sprungkraftwerten nochmals steigern.

Dazu darf man die Entwicklung des Materials nicht verschlafen. Es gibt neue Reglements und neue Sachen. Hier darf man keinen Schritt versäumen.

Wie stark ist der Einfluss des Materials?

Springen muss man schon noch selbst, aber wenn man ein schlechtes Material hat, hat man keine Chance, vorne dabei zu sein.

Sie sind 182 cm groß und wiegen nur 65 Kilogramm. Das ist doch nur durch dauerndes Hungern möglich?

Nein, eigentlich nicht. Es gibt verschiedene Typen. Manche Springer müssen sehr aufpassen. Ich hatte das Glück, nicht in Sorge sein zu müssen, dass ich zu schwer werde. Mit 18 Jahren konnte ich alles in mich hineinschaufeln und das Gewicht halten. Jetzt esse ich bewusster, damit auch die Regeneration besser greift. Ich merke schon, dass ich ein bisschen mehr aufpassen muss als früher.

Wenn man Kraft trainiert, werden die Muskeln stärker und schwerer.

Deshalb sind wir darauf bedacht, dass wir möglichst wenig Muskelzuwachs bekommen. Wir greifen zu maximalen Gewichten und machen weniger Wiederholungen. Die Arme trainieren wir gar nicht. Wir brauchen sie nur zum Tragen der Skier, das reicht.

Was steht mittel- bis langfristig an?

2018 sind im südkoreanischen ‎Pyeongchang die Olympischen Spiele und 2019 die Heim-Weltmeisterschaften in Seefeld. Da will ich mitreden.

Haben Sie schon im Auge, was Sie nach Ihrer Sportlerkarriere tun wollen?

Ich habe die Matura am Gymnasium Stams abgeschlossen. Dadurch, dass es beim Skispringen so gut gelaufen ist, habe ich noch keine Überlegungen angestellt.

2013 habe ich den Privatpilotenschein gemacht. Das Fliegen fasziniert mich sehr, ich kann mir vorstellen, das einmal beruflich zu machen. Es kann aber auch ganz anders kommen, denn das ist kein familienfreundlicher Beruf. Ein Wunsch ist auch, eine Familie zu haben. Momentan kann ich mir fast nicht vorstellen, nach meiner sportlichen Karriere beruflich wieder etwas im Sportbereich zu machen. Irgendwann ist es genug.

Sie müssen natürlich Ihre Leistung bringen, aber in Summe meint es das Leben gut mit Ihnen.

Ja, das sehe ich genauso. Aber es ist nichts selbstverständlich. Ich bin von klein auf so aufgezogen worden, dass einem nichts geschenkt wird, sondern man seine Leistung in allen Belangen bringen muss. Das heißt aber nicht, dass man belohnt wird. Es wird einem nichts geschenkt. Ich bin dankbar dafür, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte, dass ich erfolgreich bin und ein gutes Geld damit verdiene. Viele trainieren gleich hart, haben aber noch nicht den Durchbruch geschafft.Trotzdem lernt man durch den Leistungssport viel. An Selbstständigkeit, an Disziplin, an Durchhaltevermögen, an Ausdauer. Das sind alles Dinge, die einen im Leben weiterbringen können.

Ich war im Leben immer schon einer, der das durchsetzen wollte, was er sich in den Kopf gesetzt hat.

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