Hiesl zu Pühringer-Nachfolge: Unruhe bei jedem Wechsel

Der Abbau der Eisenbahnbrücke in Linz
Stelzer und Strugl müssen in der Lage sein, sich zu einigen, sagt der erfahrende Polit-Profi Franz Hiesl

Vor acht Monaten ist Franz Hiesl aus der Landesregierung ausgeschieden, der der 64-Jährige 20 Jahre angehört hat, davon 15 Jahre als Stellvertreter von Landeshauptmann Josef Pühringer. "Ich habe null Entzugserscheinungen von der Politik, aber hohes Interesse an ihrem Fortgang. Ich verfolge sie ganz genau und nehme viele Einladungen an, aber nicht mehr jede. Wenn jemand zu mir kommt, versuche ich ihm mit meinen Netzwerken zu helfen." Er habe zu Hause viele Dinge angesammelt, die einer Erledigung bedürften. "Unser Haus in Perg ist 35 Jahre alt. Reparaturen sind notwendig. All das hat gewartet auf meine Pension." Er habe auch wieder begonnen, Bücher zu lesen, was er lange nicht gemacht habe. Er lese jetzt weniger Zeitungen, dafür mehr Bücher. Darüber hinaus müsse er manchen Fisch fangen und sich in der Natur bewegen.

Einsprüche verzögern

Wenn er von den Staus rund um Linz höre, sage seine Frau zu ihm, sei froh, dass du nicht mehr verantwortlich bist. Aber: "Der Abriss der Eisenbahnbrücke ist eine unglückliche Geschichte. Ich kenne die Beweggründe, aber man hätte sie noch so lange zumindest eingeschränkt nutzen können, bis die anderen Brücken hergestellt sind." Die voest-Brücke werde 2017/18 um vier Spuren erweitert. Dann hätte man den Abriss schon leichter verdauen können. Er hätte mit dem Abriss auch noch gewartet, bis die Sanierung der Steyregger Brücke abgeschlossen gewesen sei. "Ideal wäre es gewesen, wenn die neue Westringbrücke fertig gewesen wäre. Sie sollte bis Ende 2017 funktionsfähig sein, aber da haben einige, auch bedeutende Leute wie der Generaldirektor der Brau AG das Verfahren genutzt, um das Verfahren zu verzögern. Ich hätte die Eisenbahnbrücke nicht zum Abriss freigegeben. Es ist fast ein Hohn, wenn sich der Linzer Bürgermeister hinstellt und bejubelt, dass sie mit dem Abriss im Zeitplan sind."

Zeichen für Stelzer

Zur Lage der Landes-ÖVP sagt Hiesl, der viele Jahre den ÖAAB geführt hat: "Die ÖVP hat schon sehr frühzeitig ein klares Zeichen gegeben und beim Landesparteitag mit Thomas Stelzer einen ersten Obmannstellvertreter gewählt. Den hat es vorher nicht gegeben. Das war eine Vorentscheidung, wer Parteiobmann und Landeshauptmann wird. Unruhe hat es zu allen Zeiten des Landeshauptmann-Wechsels gegeben. 1995 gab es auch zwei Kandidaten. Es gab auch 1977 Diskussionen beim Wechsel von Wenzl zu Ratzenböck. Ich glaube, dass die Entscheidung eine sehr klare wird. Es ist in der ÖVP jeder und jedem bewusst, dass eine uneinige Partei weniger Chancen hat. Es besteht der Zwang, sich ordentlich zu einigen und Lösungen zu finden, die von sehr vielen mitgetragen werden."

Sowohl Stelzer als Strugl möchten das Finanzressort von Landeshauptmann Pühringer übernehmen. Hiesl: "Diese Diskussion hat es auch schon 1995 gegeben. Pühringer war als Finanzreferent vorgesehen, geworden ist es Leitl. Die beiden Spitzenleute (Stelzer und Strugl) müssen sich das kollegial und gescheit ausreden. "

Kann man das Finanzressort auch aufteilen? "Man kann Regierungskompetenzen in jede Richtung aufteilen. Man kann Vorbehaltsmaterien machen, wo der Erste sagt, in diesem und j enem Bereich ist das Einvernehmen mit mir herzustellen. Das ist eine reine Vereinbarungssache. Daher meine ich, dass politisch erfahrene Leute in der Lage sein müssen, derartige Situationen zu lösen. Das ist lösbar."

Hiesl hat 42 Jahre lang mit Pühringer zusammengearbeitet. "Wir haben uns immer sehr gut vertragen. Ich bin ihm zwei Mal nachgefolgt, als Landesparteisekretär und als Baureferent. Es war sein Wunsch, dass ich in die Regierung gehe. Ich habe meine Rolle ganz klar als Unterstützer für den Ersten gesehen. Ich habe das Unangenehme nicht an ihn weiter delegiert, sondern selbst gelöst. Zum Gelingen hat beigetragen, dass wir eine enge persönliche Freundschaft haben." Wie lange wird Pühringer noch bleiben? "Das ist ausschließlich seine persönliche Entscheidung. Ich würde sagen, die längere Zeit war er es schon."

Kommentare