„Konjunktur zieht im Sommer an“

06.05.2013, Linz, Raiffeisenlandesbank, Bild zeigt Dr. Heinrich Schaller, Foto Alfred Reiter
Der Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank über seine Ziele und die Linzer Uni.

Heinz Schaller (53) ist seit 1. April 2012 Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich.

KURIER: Wie geht es Ihnen nach dem ersten Jahr?
Heinz Schaller: Gut.

War es anstrengender als wie Sie sich das vorgestellt haben?
Es war in etwa so, wie ich mir das vorgestellt habe. Es war viel zu tun, vom Arbeitsaufwand her, aber das ist ja nichts Schlimmes. Die Aufgabe, eine Bank zu führen, ist eine sehr interessante. Es geht darum neue Strukturen zu schaffen und die Schienen zu legen, wie man was in Zukunft schaffen will. Sowohl im gesamten Sektor als auch im eigenen Haus.

Sie haben bereits einige Veränderungen vorgenommen. Was steht noch an?
Wir sind sicher noch nicht fertig mit dem Heben der Synergiepotenziale. Das wird noch eine Zeit lang dauern. Wir müssen sowohl im Sektor als auch intern effizienter werden.

Was ist Ihr Ziel?
Meine Arbeit ordentlich zu machen. Ziele in Zahlen habe ich derzeit keine. Wir wollen eine kundenfokussierte Bankengruppe sein.

Die Banken haben ein schlechtes Image.
Das stimmt. Leider werden alle Banken in einen Topf geworfen. Man muss schon unterscheiden zwischen regional tätigen Banken wie wir das sind, die sich sehr bemühen, die Realwirtschaft mit Finanzmitteln zu versorgen, und rein investmentgetriebenen Banken. Diese agieren global und haben zur Finanz- und Wirtschaftskrise beigetragen.
Wenn man bei der Bevölkerung fragt, wie sie ihre Hausbank sehen, ist der Imagewert ein wesentlich besserer. Wir haben so hohe Vertrauenswerte wie nie.

Sowohl die Staaten als auch die Privaten haben sehr hohe Schulden. Werden generell zu hohe Schulden eingegangen?
Man muss auch hier unterscheiden zwischen dem europäischen und amerikanischen Raum, wo die private Verschuldung viel höher ist. Man sollte die Privatkunden auch bei uns so beraten, dass sie keine zu hohen Schulden eingehen.

Experten meinen, es sind so hohe Schuldenberge angehäuft worden, dass sie nicht zurückgezahlt werden können.
Ich glaube das nur sehr, sehr eingeschränkt. In Griechenland ist es ohne Schuldenschnitt nicht gegangen, in anderen Ländern sehe ich das Problem derzeit noch nicht. Aber sie müssen wirklich eisern sparen. Die Schulden sind eine Belastung für die Zukunft. Es ist Aufgabe der Politik, die Haushalte wieder in Ordnung zu bringen. Ich glaube nicht, dass das unmöglich ist.

Verstehen Sie die Sparer, die über zu niedrige Zinsen klagen?
Natürlich verstehe ich sie. Ich bin genauso Sparer und bekomme auch so wenig Zinsen. Auf die allgemeine wirtschaftliche Situation haben die Banken keinen unmittelbaren Einfluss. Ich verstehe aber auch, dass die Situation momentan so ist.

Bei der Krise in Zypern verloren die Sparer erstmals Teile ihrer Einlagen. Österreichische Bankenchefs haben diese Konsequenz begrüßt mit der Begründung, die Sparer sollten ihr Geld nur guten Banken anvertrauen. Ist der Sparer aber nicht überfordert mit der Beurteilung, welche Bank eine gute und welche eine schlechte ist?
Das ist grundsätzlich richtig. Die Vorgangsweise in Zypern war sehr unglücklich. Ich habe es nicht verstanden, dass man ursprünglich auch auf die kleinen Sparer abgezielt hat. Ich bin skeptisch, dass man bei der Einlagensicherung alle Banken gleich behandelt.
Das führt zu einer Wettbewerbsverzerrung. Jene Banken, die ihre Bonität in Ordnung halten, werden gleichgestellt mit jenen, die das nicht tun. Man sollte einmal untersuchen, welche Möglichkeiten der Differenzierung es hier gäbe. Den Grundsatz, dass Spareinlagen garantiert sind, halte ich für richtig.

Sie wollen das Geschäft mit den Klein- und Mittelbetrieben ausbauen. Wie wollen Sie das umsetzen?
Die Klein- und Mittelbetriebe sind ein ganz wesentlicher Träger unserer Wirtschaft. Wenn wir sie nicht entsprechend unterstützen, wird die Wirtschaft stottern. Unser Sektor hat die besten Voraussetzungen, denn wir können eine Betreuung vor Ort durchführen. Wir wollen unsere starke Verankerung in den Regionen mit dem Spezial Know-how in der Landesbank verbinden. Wir haben hier ein eigenes Team ins Leben gerufen. Es gibt hier noch große Potenziale.

Sie haben in der Bilanz 2012 großen Wert auf die Risikovorsorge gelegt. Ist das Risiko heute höher als früher?
Das ist auch konjunkturbedingt. Immer dann, wenn die Konjunktur nach unten geht, ist das Risiko ein größeres. Das wird sich wieder beruhigen. Wir rechnen damit, dass wir im Sommer das Tal der Konjunkturdelle durchschritten haben.

Es wird im Sommer besser?
Davon gehe ich schon aus. Die Anzeichen dafür sind da. Die US-Wirtschaft hat an Fahrt aufgenommen. Das hat sich in der Vergangenheit mit ein paar Monaten Verspätung positiv auf den europäischen Markt ausgewirkt. Deutschland und Österreich sind exportorientierte Länder. Das wird sich positiv zu Buche schlagen. Die Finanzmärkte werden sich weiter beruhigen. Die Perioden der Unsicherheit werden kürzere, die Phasen der Beruhigung länger. Das ist auch ein positives Zeichen.

Sie sind auch Vorsitzender des Universitätsrates. Wie beurteilen Sie die Lage der Johannes-Kepler-Universität?
Sie ist eine sehr gute Universität, die allerdings ein großes Ausbaupotenzial hat.

In welche Richtung soll die Entwicklung gehen?
Es geht um die Errichtung der medizinischen Fakultät. Sie ist für den Standort Linz und Oberösterreich enorm wichtig. Wenn man sie richtig aufbaut, kann sie einen Internationalisierungsschub bringen. Es wird hier stark auf die Forschung ankommen. Linz hat dafür gute Voraussetzungen, in der Verbindung der Technik mit der Medizin, aber auch in der Verbindung der Sozialwissenschaften mit der Medizin. Diesen engen Verbund der Fakultäten gibt es sonst in ganz Österreich nicht. Damit kann man Synergien in der Verwaltung heben. Mit der medizinischen Fakultät wird Linz auch attraktiver, was den Zuzug betrifft.

Es gibt massiven Gegenwind aus Wien.
Hier geht es um Verteilungskämpfe. Jene, die jetzt einen großen Anteil der Mittel bekommen, haben keine große Freude mit einem neuen Mitb ewerber. Aber die medizinische Fakultät ist absolut gerechtfertigt. Wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass die anderen Fakultäten durch die Medizin in der finanziellen Ausstattung leiden. Wir müssen die Technik, die in Linz sehr gut ist, weiter fördern.

Die Industrie bevorzugt eine Technische Universität gegenüber der Medizin.
Man kann beides miteinander verbinden. Beide Fakultäten können profitieren. Gegenüber einer Technischen Universität bin ich vorsichtig, weil die Kombination verschiedener Fakultäten interdisziplinäre Kooperation bedeutet. Diese sollte man nutzen, außerdem kann es in der Verwaltung Synergien geben.

Was sollte sich an der KeplerUniversität noch ändern?
Wir sollten uns stärker um die Internationalisierung kümmern. Die bestehenden Kooperationen sollten mit mehr Leben erfüllt werden.

Das heißt, die Studenten gehen zu wenig an ausländische Universitäten?
Ja, das glaube ich.

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