Geschwisterpaar stirbt durch Geisterfahrer

Das Auto der deutschen Familie
Betrunkener Lenker übersah Abfahrt auf A1, drehte um und rammte Auto.

Mit 1,4 Promille Alkohol im Blut hat ein 54-jähriger Autolenker Mittwochfrüh auf der A1 bei Allhaming, OÖ, das Leben zweier Geschwister ausgelöscht. Sein Wagen prallte frontal in den Pkw einer in Deutschland lebenden kosovarischen Familie (siehe Bild unten). Ein neunjähriges Mädchen und sein 20-jähriger Bruder, die hintereinander auf der Beifahrerseite saßen, starben noch an der Unfallstelle. Ihre 39-jährige Mutter wurde erheblich, der Vater, 47, leichter verletzt. Beide mussten ins Klinikum Wels eingeliefert werden.

Fahrlässige Tötung

Der Geisterfahrer kam relativ glimpflich davon, er brach sich die rechte Hand und erlitt eine Rissquetschwunde. Der Polizei erklärte er in einer ersten Reaktion, dass er die Abfahrt Sattledt übersehen hatte und deshalb umgekehrt sei. Dem aus Laakirchen stammenden Mann wurde der Führerschein abgenommen, ihn erwarten Anzeigen wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen.

„Es war ein schlimmer Anblick“, sagt Oberst Klaus Scherleitner, Leiter der Landesverkehrsabteilung. Auf welcher Spur der Unfallverursacher unterwegs war, sei noch ungeklärt. „Die Auswertungen sind im Laufen.“ Die Einvernahme des 54-Jährigen konnte noch nicht stattfinden. Scherleitner: „Das hätte wenig Sinn gemacht, er muss erst den Alkohol abbauen.“

Gerald Lindinger leitete den Einsatz der Feuerwehr. „Wir sind um 2.39 alarmiert worden, an der Unfallstelle fanden wir ein ziemliches Durcheinander vor.“ Menschen hätten verzweifelt geschrien und geweint – und zwei völlig zerstörte Fahrzeuge seien zu sehen gewesen. „In einem war ein junger Bursch eingeklemmt, er war nicht ansprechbar. Wir haben ihn herausgeschnitten.“ Neben dem Wrack sei ein Mädchen gelegen. Die schwer verletzte Mutter sei völlig aufgelöst gewesen. „Nur der Vater war ganz stark. Er hat sich immer wieder über den Zustand der Kinder informiert, während man versucht hat, sie zu reanimieren.“ Als er erfuhr, dass beide nicht gerettet werden könnten, habe er sich mit einem Kuss von ihnen verabschiedet. „Das war äußerst berührend.“

Die Feuerwehrleute wurden nach dem Einsatz noch psychologisch betreut. Lindinger: „Bei uns waren einige ganz junge Kameraden dabei, die so etwas zum ersten Mal miterlebt hatten.“ In Fahrtrichtung Wien war die A1 zwischen Allhaming und Sattledt bis 6 Uhr in der Früh gesperrt.

Hälfte ist betrunken

Laut Statistik Austria kamen seit 1987 bei Geisterfahrer-Unfällen 107 Menschen ums Leben. Im Vorjahr gab es zwei Tote. „Mehr als die Hälfte der Geisterfahrer ist betrunken“, warnt Armin Kaltenegger, Leiter der Rechtsabteilung im Kuratorium für Verkehrssicherheit. Es gebe aber auch den Typus des Überforderten bzw. Orientierungslosen sowie den „Kamikaze“-Lenker, der einen Suizid plant oder eine Mutprobe versucht. 80 Prozent der Geisterfahrer seien männlich und 21 bis 40 Jahre alt: „Die sind meist auch sehr schnell unterwegs, sodass, wenn es einmal kracht, die Auswirkungen fatal sind.“

Da laut Experten Alkolenker oft sogar gezielt auf Autobahnen ausweichen, um Kontrollen zu entgehen, fordert das Kuratorium mehr nächtliche Planquadrate bei Auf- und Abfahrten. Für Lenker, die schon einmal erwischt wurden, regt Kaltenegger auch den Einsatz elektronischer Wegfahrsperren (Atemalkohol-Messgerät, das mit der Zündung des Starters verbunden ist) an.

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