Räuber-Duo wartete in Bankfoyer auf Geldboten

Polizei vor der Bankfiliale
Vermummte nahmen Opfern die Waffen ab und fesselten sie. Hoher Geldbetrag erbeutet.

Ein spektakulärer Coup mit beträchtlicher Beute ist zwei Unbekannten Montagfrüh in einer Sparkassen-Filiale in Marchtrenk (OÖ) gelungen. Das Duo überfiel zwei Geldboten, die im Foyer einen Bankomaten befüllen wollten. Bei den Tätern dürfte es sich um Profis handeln. Eine Fahndung verlief erfolglos.

„Wir gehen davon aus, dass es sich um eine ausländische Gruppe handelt“ sagt Gottfried Mitterlehner, Chef des Landeskriminalamts OÖ. Die Verdächtigen sollen gebrochen Deutsch gesprochen haben und auch aufgrund ihrer Hautfarbe seien derartige Rückschlüsse zu ziehen.

Der Überfall dürfte jedenfalls von langer Hand vorbereitet worden sein. Bereits um 1.45 Uhr fuhren die Täter mit einem weißen IVECO-Transporter mit Wiener Kennzeichen zum Parkplatz der Bank. Videoaufzeichnungen bestätigen, dass sie den Wagen als Sichtschutz vor ein Fenster stellten, durch das sie einstiegen. „Das Fahrzeug ist am 16. Mai in der Stelzhamerstraße in Ansfelden gestohlen worden. Für uns wäre interessant, wo es in der Zwischenzeit gestanden ist“, betont Mitterlehner.

Maschinenpistole

Im Gebäudeinneren brachen die Täter mehrere Türen auf, bis sie im Foyer waren „Dort haben sie in aller Ruhe die Zeit abgewartet, bis die Mitarbeiter der Geldtransportfirma zur Bestückung des Bankomats gekommen sind.“

Kurz vor sechs Uhr Früh trafen die Geldboten bei der Bank ein. Die beiden Securitymitarbeiter – ein Mann und eine Frau – trugen das Geld in die Filiale. Dort erlebten sie eine Überraschung. „Sie sind von zwei Maskierten mit einer Maschinenpistole und einer Faustfeuerwaffe bedroht worden.“ Die Täter forderten Bargeld. Sie nahmen den Opfern ihre Waffen ab, fesselten sie und brachten sie in ein Büro. Dann ergriffen sie die Flucht.

Roter Passat

Kurze Zeit später gelang es einem der Sicherheitsdienst-Mitarbeiter sich von den Fesseln zu befreien und via Notruf die Polizei zu alarmieren. „Beide waren zwar schockiert, physisch aber unverletzt“, sagt Mitterlehner.

In unmittelbarer Nähe des Tatorts sei nach dem Raub ein verdächtiges Fahrzeug – ein roter Passat – von Zeugen beobachtet worden. „Wir wissen aber nicht, ob das Auto in einem Zusammenhang mit dem Überfall steht.“ Wie viel erbeutet wurde, will Mitterlehner nicht verraten: „Ein größerer Geldbetrag.“

Überfälle mit Anwendung massiver Gewalt auf Geldtransporte sind in Österreich relativ selten. Im Folgenden einige spektakuläre Fälle seit 2006:

2. Juni 2014 - Zwei Unbekannte überfallen einen Geldtransporter im oberösterreichischen Marchtrenk. Der Lenker und sein Beifahrer, die gerade eine Bank beliefern wollten, werden von den bewaffneten Tätern gefesselt zurückgelassen.

15. Mai 2014 - Bewaffnete Täter nehmen den Lenker eines Geldtransporters als Geisel und sperren ihn im Transportraum ein. Nachdem sie den Tresor nicht aufbrechen können, lassen sie das Auto stehen. Wenige Tage später werden ein 59-Jähriger sowie seine beiden Söhne als Beschuldigte festgenommen.

14. Februar 2014 - Bei einem Überfall auf einen Geldtransporter auf der Inntalautobahn (A12) bei Hall in Tirol geben sich die beiden Täter als Zivilstreife aus. Sie bedrohen den Lenker des Geldtransporters mit einer Faustfeuerwaffe, fesseln ihn und machen sich mit der Beute aus dem Staub.

23. Dezember 2013 - Eine Frau überfällt gemeinsam mit einem Komplizen in Wien-Alsergrund einen Geldtransporter einer Sicherheitsfirma, bei der sie bis wenige Monate vor der Tat gearbeitet hat. Mit der Beute wollen die beiden ein Sozialprojekt für hungerleidende Kinder in Afrika aufbauen. Wenige Tage nach der Tat werden sie verhaftet.

27. August 2013 - Unbekannte versuchen, bei St. Pölten die A1 zu blockieren und so einen Geldtransporter zum Anhalten zu bringen. Die Sicherheitskräfte können jedoch ausweichen, der Überfall misslingt. Ein ausgebrannter Kastenwagen und zwei ebenfalls ausgebrannte Pkw werden sichergestellt.

9. März 2012 - Ein bewaffnetes Duo bedroht in Wien-Favoriten zwei Mitarbeiter eines Geldtransports, die gerade einen Bankomaten in einem Bankfoyer befüllen. Bei einem Gerangel fallen Schüsse, welche die Kriminellen treffen. Ein Verdächtiger wird in der Nähe das Tatorts gefasst, sein ebenfalls verletzter Komplize stellt sich drei Stunden nach dem Überfall.

4. März 2011 - Drei mit schwarzen Sturmhauben maskierte Räuber überfallen in Wien-Favoriten einen Geldtransporter und entkommen mit zwei Koffern. In diesen befinden sich rund 700.000 Euro, die jedoch durch entsprechende Sicherheitseinrichtungen unbrauchbar sind.

13. Juli 2009 - Beute in sechsstelligem Bereich machen unbewaffnete Täter bei einem Überfall auf den Fahrer eines abgestellten Transporters in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus.

31. Oktober 2007 - Im oberösterreichischen Perg wird am Vormittag ein Geldtransporter überfallen. Der Fahrer wird vor einem Gebäude mit Pfefferspray attackiert und flüchtet in den Bau. Der Täter entführt den Transporter. Vorgeblich, denn tags darauf findet die Polizei heraus, dass der Täter der Chef des Transportunternehmens war und der Lenker sich an dem fingierten Coup beteiligte. Der Haupttäter begeht Selbstmord.

25. Jänner 2006 - Ein Täter scheitert beim Versuch, in Wien-Brigittenau ein Fahrzeug einer Sicherheitsfirma zu kapern und schießt auf den Mitarbeiter eines Baumarkts, der die Verfolgung des Flüchtenden aufnimmt. Das Projektil streift den Mann und verursacht eine leichte Verletzung.

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