Geheime Zusammenkunft von Rechtsextremen aufgeflogen

Michael Tischlinger ließ die Veranstaltung observieren.
Ex-NPD-Chef täuschte Innviertler Hotelier und lud Gleichgesinnte in Vier-Sterne-Haus.

Udo Voigt, der Ex-Chef der rechtsextremen Nationaldemokratischen Partei Deutschland (NPD), lud am Wochenende rund 80 Gleichgesinnte aus Deutschland und Österreich zu einem konspirativen „Grenzlandtreffen mit Buchvorstellung nach Schardenberg (Bezirk Schärding) ein. Für die musikalische Unterhaltung sollte der braune Barde Frank Rennicke sorgen.

Bis kurz vor Beginn war den Teilnehmern der Ort der Zusammenkunft nicht bekannt. Sie wurden mit Autos von Passau (Bayern) aus an den geheimen Platz gelotst. Zur allgemeinen Überraschung musste die Grenze passiert werden. Der deutschen und österreichischen Exekutive blieb das nicht verborgen.„300 Meter nach der Grenze haben sie eingekehrt“, bestätigt Michael Tischlinger, Leiter des oö. Landesverfassungsschutzes. Ziel war das Vier-Sterne-Hotel „Waldschloss“. In der NS-Zeit war darin ein fremdvölkisches Kinderheim (für Säuglinge, die Zwangsarbeiterinnen entrissen wurden) untergebracht.Waldschloss-Chef, Hans-Christoph Haas, ist im Dezember von einem seriös wirkenden Mann kontaktiert worden. Die NPD wurde nicht erwähnt. „Er hat gesagt, dass es eine Buchbesprechung gibt – mit anschließendem Zitherspiel. Ich war fest der Meinung, das wird ein bayrischer Abend“, betont der Hotelier.

Unter Beobachtung

Als die Gäste am Samstag schließlich eintrafen, wurde Haas, der sich zunächst nicht im Haus aufhielt, von Mitarbeitern kontaktiert. „Sie haben gemeint, dass es bei diesen Leuten nicht mit rechten Dingen zugehen dürfte.“ Verfassungsschützer klärten ihn bei seiner Ankunft dann über den politischen Hintergrund des Treffens auf. „Wir sind ziemlich erschrocken, denn das ist nicht das Klientel, das wir haben möchten.“

Unter den strengen Augen der Staatsschützer fand Udo Voigts Besprechung des Buches „Der deutschen Zwietracht mitten ins Herz“ statt. Liedermacher Rennicke dürfte von den Kameraden noch rechtzeitig gewarnt worden sein, er erschien nicht. „Gegen ihn besteht ein Einreiseverbot. Wäre er gekommen, hätten wir die Veranstaltung sofort beendet“, erklärt Tischlinger. Anzeigen gab es keine: „Wir haben keine Gesetzesübertretungen festgestellt – die Herrschaften wussten genau, wie weit sie gehen durften.“

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