„Menschliche Lösung sollte möglich sein“

Ex-Heimkind Jenö Molnar verklagte das Land OÖ wegen „institutionalisierten Unrechts“ auf 1,6 Millionen Euro.
Anders als Pühringer schließen SP, FP, Grüne außergerichtliche Einigung nicht aus.

Im Landesgericht Linz wird heute, Dienstag, der Zivilrechtsprozess des in oö. Heimen fälschlicherweise als Vollwaise geführten Ex-Zöglings Jenö Molnar fortgesetzt. Wie berichtet, hat der 67-Jährige das Land auf 1,6 Mio. Euro Schadenersatz geklagt. Nach seiner Heimzeit war er ohne Pass und Papiere auf die Straße gesetzt worden und hatte sich jahrzehntelang illegal durchschlagen müssen. Psychiater attestieren ihm eine massive Traumastörung. Bei der Verhandlung soll geklärt werden, ob in seinem Fall dadurch die 30-jährige Verjährungsfrist verzögert eingesetzt hat.

Sollte das Gericht zugunsten Molnars entscheiden, drohen allerdings noch etliche Prozesstage, bis eine rechtskräftige Entscheidung über seine Ansprüche fällt. Der 67-Jährige, dem die bisherigen Verhandlungsrunden gesundheitlich enorm zugesetzt haben, strebt deshalb einen außergerichtlichen Vergleich an. Die bisherigen Prozesskosten sind ebenfalls beachtlich. Allein Molnars Rechtsbeistände (ihm wurde Verfahrenshilfe gewährt) stellten bereits rund 80.000 Euro in Rechnung. Nicht ganz so hoch dürften die Kosten für den Anwalt des Landes sein. An Gerichtskosten sind bisher rund 21.000 Euro angefallen. Die bisherigen Prozesszinsen betragen rund 150.000 Euro.

Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) will den Fall dennoch ausjudizieren lassen: „Das wäre sonst unfair gegenüber allen anderen Opfern, die nicht geklagt haben.“ SP-Chef Reinhold Entholzer weicht aber – anders als sein Vorgänger Josef Ackerl – von Pühringers Linie etwa ab: „Auch beim Versuch, möglichst objektive Ergebnisse anzustreben, muss das Ziel immer eine menschliche Lösung sein.“ FP-Chef Manfred Haimbuchner plädiert ebenfalls dafür, sich eine außergerichtliche Option offen zu halten („Molnars Fall ist mit anderen nicht vergleichbar“). Ähnlich argumentiert auch Maria Wageneder (Grüne), die auf die besondere Verantwortung des Landes in der Causa hinweist: „Eine humanitäre Lösung sollte jedenfalls möglich sein.“

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