Fahrgast erstach Taxilenkerin

Für Taxilenkerin Ingrid V. war es die erste Fahrt an diesem Abend – und es sollte ihre letzte sein. Am Montagabend, kurz nach 21.30 Uhr, stieg beim Linzer Hauptbahnhof ein Fahrgast zu ihr in den Wagen. Die Tour ging über die Linzer Stadtautobahn (A7) auf die A1 (Westautobahn) und weiter zur A25 (Welser Autobahn). Vermutlich bei der Abfahrt Wels-West wurde die 57-Jährige zum Parkplatz eines Garten-Centers, das unmittelbar hinter der Welser Stadtgrenze auf Gunskirchner Gemeindegebiet liegt, dirigiert.

Was sich dort genau abgespielt hat, ist noch Gegenstand von Ermittlungen der Mordgruppe des Landeskriminalamts Oberösterreich. V. wurde gegen 2 Uhr Früh tot von Polizisten auf dem Fahrersitz ihres Autos gefunden. "Sie war blutüberströmt und hatte mehrere Schnitt- bzw. Stichwunden im Bereich ihres Halses, des Kopfes und des Gesichts. Laut Obduktion sind diese auch tödlich gewesen", sagt Gisbert Windischhofer vom LKA.

Taxiunternehmer Karl R., für den V. arbeitete, hatte die Polizei eingeschaltet, weil er die Mitarbeiterin lange Zeit nicht erreichen konnte. "Er hat via GPS-Ortung festgestellt, dass das Auto auf dem Parkplatz des Garten-Centers abgestellt ist und Alarm geschlagen", erklärt Windischhofer.

Bargeld fehlte

Zum Täter gab es am Dienstag nur wenig Anhaltspunkte. Bei einer mit Spürhunden und 70 Polizisten im Umfeld des Tatorts durchgeführten Suchaktion wurden ein Klappmesser und eine Jacke sichergestellt. "Das Messer ist rund 300 Meter vom Taxi entfernt bei einer Gleisanlage gelegen. Darauf war Blut zu sehen", sagt Windischhofer.

Auch auf der schwarz-weißen Jacke der Marke Smog mit der Aufschrift "West Hill 1982 Scotland" seien Blutspuren sichtbar gewesen, sie wurde etwa 200 Meter weiter gefunden. Die Sichtung von Überwachungsvideos des Garten-Centers brachte für die Ermittler keine verwertbaren Informationen. Ein Video vom Hauptbahnhof war aufschlussreicher. Es zeigt einen etwa 1,70 Meter großen, sportlichen, schlanken Mann mit Glatze. Windischhofer: "Aus der Bevölkerung gibt es dazu noch keine Hinweise." Die Ermittler gehen von einem Raubmotiv aus. Es fehlte das Bargeld des Opfers.

Ingrid V. hinterlässt einen erwachsenen Sohn. Sie arbeitete seit August 2014 für das Linzer Taxiunternehmen. Dort zeigte man sich am Dienstag schwer erschüttert. Auf allen Fahrzeugen wurden Trauerschleifen angebracht. "Es ist unfassbar", sagt ein Kollege. In der Früh habe man sich in der Zentrale zusammengesetzt, über die Tat gesprochen und versucht, den Schock aufzuarbeiten. "Der Job muss aber weitergehen."

Geschockte Kollegen

Auch unter den Taxilenkern am Hauptbahnhof ist der Mord am Dienstag das Hauptgesprächsthema. "Da rinnt es einem kalt über den Rücken, wenn man das hört. Vor einem solchen Schicksal ist keiner von uns gefeit", sagt Helene Ramskogler. Sie habe Ingrid V. gekannt: "Wir haben uns ab und zu beim Tanken getroffen und geplaudert." Wirksame Vorsichtsmaßnahmen könne man nicht treffen.

Ihre Kollegin Erna Kronsteiner vermutet, dass der Täter entweder unter Alkohol- oder unter Drogeneinfluss stand. "Viel Geld ist bei uns nicht zu holen." Silvia M. hat V. zuletzt am Wochenende getroffen. "Sie hat mir eine Zigarette geschenkt." Vor zwei Jahren sei sie selbst Opfer eines Räubers geworden. "Er hat mich gewürgt und mir das Geld abgenommen." Der aktuelle Fall habe bei ihr alles wieder hochkommen lassen.