Elektrofahrzeuge: Synthetischer Kraftstoff statt Batterien

Der Präsident weist dem Vizepräsidenten der Akademie der Wissenschaften den Weg: A. Zeilinger (li.) und G. Brasseur.
Internationale Akademie Traunkirchen.Für den Forscher Georg Brasseur ist die Frage der Hochleistungsspeicher nach wie vor ungelöst.

Das Elektroauto ist eine tolle Chance für die Automobilhersteller, den elektrischen Antriebsstrang zu üben und auf ein hohes Niveau zu bringen." Georg Brasseur, Vorstand des Instituts für Elektrische Messtechnik und Messsignalverarbeitung an der Technischen Universität Graz und Vizepräsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, hält das Elektroauto, das durch Batterien angetrieben wird, nicht für die Zukunft. "Das ist sinnlos, weil man nur ein paar Kilowattstunden mitnehmen kann", sagte er Freitag vor 150 Zuhörern der Internationalen Akademie in Traunkirchen. Batterien seien nur sinnvoll bei einspurigen Fahrzeugen wie Rädern. "In dem Moment, wo mehr Masse zu bewegen ist, ist das sinnlos." Die Speicherung der elektrischen Energie im Fahrzeug sei bis auf Nischen wie Fahrrädern, E-Scootern, Elektro-Stadtfahrzeugen (nicht Autos) ungelöst.

Der Elektroantrieb wird sich aber nach Ansicht des Technikers durchsetzen. Denn er bringe locker die gewohnte Leistung und Antriebsdynamik, weiters habe er Vorteile bei den Kosten, beim Bauraum und beim Gewicht. Er verfüge auch über eine höhere Zuverlässigkeit. "Aber ein elektrischer Antriebsstrang bedeutet eine revolutionäre Umgestaltung eines Fahrzeuges und ist deshalb für die Hersteller ein hohes Risiko."

Die Energiebereitstellung in einem Elektrofahrzeug müsse, so Brasseur, zweigeteilt sein. Es brauche einen Energiespeicher mit flüssigem Kraftstoff und einen Energiekonverter, der den Kraftstoff in Strom umwandle. Der Kraftstoff solle idealerweise über Solar- und Windstrom hergestellt werden (synthetisiert) oder ist ein Biokraftstoff der dritten oder vierten Generation. Der Energiekonverter sei heute eine Verbrennungskraftmaschine mit Generator und übermorgen eine Solid Oxide Fuel Cell (SOFC) Brennstoffzelle.

Synthetische Kraftstoffe der ersten Generation sei Ethanol aus Getreide und Zucker und Diesel aus Pflanzenölen. In der zweiten Generation werde Ethanol aus Holz oder Energiepflanzen hergestellt. Die dritte Generation stelle Benzin und Diesel aus Algen her. Die vierte Generation sei die künstliche Fotosynthese. Prototypen der Speichersysteme Supercap und Flywheel würden heute bereits im Rennsport eingesetzt.

Auf die Frage, wann sich diese Hybrid-Fahrzeuge im Alltagsgebrauch durchsetzen würden, meinte Brasseur, dass dies ein langsamer Prozess sein werde. Die Entwicklung des Autos bis heute habe auch 100 Jahre gedauert. "Es ist nur die Frage des Wann, nicht des Ob. Der Hochleistungsspeicher ist noch nicht wirklich gefunden worden." Akademiepräsident Anton Zeilinger bezeichnete Brasseur als "Revolutionär mit Teamgeist", der zwei Grundsätze vertrete: "Vergiss nie die Menschlichkeit und spezialisiere dich alle 15 Jahre neu!"

Kommentare