Ein schräger Sommer aus dem Mühlviertel

Ein schräger Sommer aus dem Mühlviertel
Kabarettist und Sprachspieler Didi Sommer sudert gerne und mag keine Jäger.

Wenn Didi Sommer in Medien vorgestellt wird, wird oft der Vergleich mit dem jungen Josef Hader angestrengt. Beide sind aus dem Mühlviertel, thematisieren in ihren Kabarettprogrammen  ihre Herkunft und das Leben am Land. Und doch passt diese Gegenüberstellung nicht ganz. Denn Josef Hader schmeißt sich in seinen Programmen nicht auf den Boden, vollführt seltsame Tänze oder macht  einen Kopfstand.

Sprachspielerische und dadaistische Dialektgedichte, die an H.C. Armann erinnern, treffen bei dem ursprünglich aus der Poetry-Slam-Szene Kommenden auf höchst skurrile Geschichten aus dem Mühlviertel. „Meine Themen stammen aus dem Leben. Es geht um Ex-Freundinnen, dass ich vom Land komme und jetzt in der Stadt lebe“, sagt Sommer, der in Ried in der Riedmark aufgewachsen ist und seinen Wohnsitz nach Wien verlagert hat. Durch diese Distanz seien ihm oberösterreichische Eigenheiten wie das Sudern so richtig bewusst geworden. „Den Bauern geht es immer schlecht und das Wetter passt auch nie“, meint der „Lesekabarettist“, der mit seinem Programm „Du Sau“ durchs Land tingelt, mit einem Augenzwinkern.

Grantig

Gleichzeitig aber  verschließt er nicht den Blick auf die grantigen Wiener. „Hier gibt es so viele Leute, die  den ganzen Tag herumschimpfen.“ Neulich sei er in einem Sportgeschäft gewesen, wo ein Kunde  sich  laut aufgeregt habe, weil ihm die Felge eines Rades mit 50 Euro zu teuer war. „Solche Geschichten taugen mir in der Stadt.“
Sozialkritisch sei seine Arbeit auf jeden Fall auch. Besonders Weidmänner  kommen bei  ihm  auf der Bühne und in den Texten nicht gut weg. „Vor ein paar Jahren kamen im Mühlviertel einem Züchter zwei extrem  teure Hunde aus. Die Jäger  waren ganz geil aufs Schießen und haben das Tier auch noch gehäutet.“
 Das spezielle Verhältnis zu den Männern mit den Waffen zeigt sich auch in seinem Text „zwoa jaga“. Da gehen zwei durch den Wald und einer erschießt den anderen „oafoch so!“ Und seitdem marschieren beide nicht mehr durchs Unterholz „wei dea oane hod nimma rechd ge kina/und da aundare is danoch mea gsessn...“.
Beim Programm des 37-Jährigen kann es auch schon mal  passieren, dass der Künstler als alter rassistischer Jäger vom „Bananenbären“-Schießen berichtet. Gemeint sind damit Schwarzafrikaner, weil die EU verboten habe, „Neger zu sagen.“ Die Geschichte, bei der er sich an Gerhard Polt orientiert habe, sei ziemlich brutal. „Die Leute finden das anfangs auch lustig, aber es gibt keine Pointe und der Text zieht dann immer mehr die Stimmung nach unten.“  

Kritik übt   er auch am Umgang der katholischen Kirche mit Geistlichen, die Kinder missbraucht haben. „Diesen Kasperln passiert nichts . Die werden in die nächste Gemeinde versetzt, wo sie wieder weitermachen.“ Nur an der Politik arbeitet er sich mangels Interesse nicht ab. Und auch mit der in Deutschland so erfolgreichen Stand-up-Comedy kann er nichts anfangen. „Bei uns ist es auch schon so, dass bei Mario Barth die Wiener Stadthalle ausverkauft ist“, bedauert der Mühlviertler.

Lange Nacht

Seit diesem Jahr  tourt der Künstler, der beim Wettbewerb Grazer Kleinkunstvogel den Publikumspreis gewonnen hat, mit jungen Kollegen durch Österreich. Mit dem Duo BlöZinger, den Steirer Paul Pizzeria und dem Kärntner Wolfgang Feistritzer bereist Sommer bei der „Langen Nacht des Kabaretts“  Kleinkunstbühnen, aber auch Bierzelte.  Mit  Erfolg: „Die Leute gehen voll mit, wir sind oft ausverkauft.“  So wie es aussieht, hat Sommer eine rosige Zukunft vor sich. Doch eines möchte er nie erreichen: „Mein Ziel ist es, die Stadthalle nie zu füllen.“

TIPP: Am Samstag, dem 1. Dezember, gastiert Sommer mit der Langen Nacht des Kabaretts im KiK Ried i.I. Beginn: 20 Uhr. Tel.: 07752 81818 oder www.kik-ried.com

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