Eigentümer sagt Pläne für Hitlerhaus ab

Eigentümer sagt Pläne für Hitlerhaus ab
Innenministerium gibt auf und sucht Nachmieter. SPÖ-Bezirkschef fordert Totalausstieg.

Geschichtsträchtiges, 800 Quadratmeter großes Stadthaus im Zentrum von Braunau am Inn für monatlich 4700 Euro zu vermieten.“
So ähnlich könnte das Angebot lauten, würde das Innenministerium in der Zeitung inserieren. Der Haken: In dem Haus mit der Adresse Salzburger Vorstadt 15 hat 1889 Adolf Hitler das Licht der Welt erblickt. Seit drei Jahren steht es leer, und die Eigentümerin erwies sich in dieser Zeit als wenig kooperativ. „Es ist uns nicht gelungen, eine Neunutzung zu finden. Also müssen wir jetzt unsere Perspektiven erweitern“, begründet Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums, die Suche nach einem Nachmieter.

Der Plan, Büros der Volkshochschule und der Volkshilfe einzurichten (der KURIER berichtete), ist an der Eigentümerin Gerlinde P. gescheitert, bestätigt er. Sie habe dem Nutzungskonzept, das ihr bereits im Juni vorgestellt wurde, nicht zugestimmt. Auch auf wiederholte Kaufangebote sei die ältere Dame nicht eingestiegen.

Hauptmieter Innenministerium

Das Innenministerium ist seit 1972 Hauptmieter der Liegenschaft. Man wolle verhindern, dass daraus ein „Wallfahrtsort für Ewiggestrige“ werde, lautete stets die Rechtfertigung für die horrende Miete. In den vergangenen drei Jahren dürfte P. für das leere, ungenutzte Haus hochgerechnet knapp 170.000 Euro kassiert haben.
„Das kann man dem Steuerzahler nicht länger zumuten. Offenbar stehen bei der Eigentümerin finanzielle Interessen im Vordergrund, nicht die Verantwortung, die dieses Haus mit sich bringt“, ärgert sich SP-Nationalratsabgeordneter Harry Buchmayr aus Braunau, der sich seit Jahren für eine Neunutzung engagiert.
Problem abschiebenDass das Innenministerium das Problem jetzt auf andere abschieben will, stößt ihm sauer auf. Er schlägt einen Totalausstieg der Republik vor. Sprich: Mietverhältnis kündigen, der Eigentümerin den Geldhahn abdrehen und schauen, was passiert.

Die Gefahr, das Haus könne am freien Markt rechtsradikal Gesinnte anlocken, sehe er nicht: „Der Verfassungsschutz hat ein strenges Auge darauf und auch die Öffentlichkeit ist durch die Medien sensibilisiert. Ich glaube nicht, dass ein rechtsradikaler Mieter dort glücklich werden würde.“
Das Innenministerium will diese Idee nicht kommentieren. Der erste Schritt sei, die anderen Ministerien und das Land Oberösterreich anzuschreiben, ob Interesse bestehe. Der zuständige Sektionschef Hermann Feiner hofft bis Jahresende auf eine Rückmeldung. Ob ein neuer Mieter mehr Glück bei der Eigentümerin hat, sei dahingestellt.

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