Haar- oder Urintest? Lenkermeinung gespalten

APAHKT15 - 23032009 - WIEN - OESTERREICH: ZU APA-TEXT CI - THEMENBILD Starker Wind weht am Montag, 23. Maerz 2009, einer Frau im Inneren Burghof der Wiener Hofburg durch die Haare. APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
In Wien dürfen die Autofahrer die Art des Drogentests selbst auswählen. Oberösterreich folgt.

In Wien dürfen die Autofahrer die Art des Drogentests selbst auswählen, Oberösterreich folgt. Etwa 400 bis 500 Autofahrer werden in Wien jedes Jahr mit Drogen am Steuer von der Polizei erwischt. Anschließend sollen sie beim Amtsarzt nachweisen, dass sie clean sind. Die erwischten Lenker müssen den folgenden Test selbst zahlen und haben seit 2011 die Wahl – sie können entweder Urin abgeben oder Haare. Der Urintest muss etwa alle vier bis sechs Wochen durchgeführt werden und kostet 90 Euro, der Haartest alle sechs Monate kostet 279 Euro, ist also auf jeden Fall billiger.

Nur 409 Haartests

Die Autolenker in der Bundeshauptstadt scheinen dem Haartest aber eher zu misstrauen, ergaben am Freitag erstmals veröffentlichte Zahlen der Wiener Polizei. Denn in den vergangenen 26 Monaten wählten nur 409 die Option mit den Haaren. Die Mehrheit vertraute offenbar dem bewährten Urintest, der allerdings auch missbrauchsanfälliger ist. Denn mitunter werden Urinbeutel mitgeschmuggelt und so fremder Harn abgegeben.

Haar- oder Urintest? Lenkermeinung gespalten
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Bei den Haartests war laut der Polizei-Statistik etwa die Hälfte der Ergebnisse positiv. Vor allem wurden allerdings Substitutionsmittel entdeckt, in 76 Fällen fanden die Amtsärzte illegale Rauschgifte bei den Lenkern, von Cannabis über Kokain bis Heroin. Vergleichszahlen zu den Urinproben wurden allerdings nicht vorgelegt. Die Diskussion über Sinn und Unsinn dürfte damit jedenfalls munter weitergehen. Unklar bleibt auch, warum die Autofahrer die jeweilige Methode tatsächlich bevorzugen.

Linz, Steyr, Wels

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner vertraut jedenfalls auf die Haartests („Das ist eine Zeitraumanalyse statt einer Zeitpunktanalyse“) und weitet das Wiener Projekt nun auf weitere Teile Österreichs aus. Bald dürfen auch die Autofahrer in Linz wählen, ob sie Urin oder Haupthaar beim Test hergeben. Die Städte Steyr und Wels sollen etwas später folgen. Ursprünglich war auch ein Test in ländlichen Bezirken geplant, davon ist vorerst keine Rede mehr. Wie es danach weitergeht, ist noch nicht klar. Mikl-Leitner dazu: „Schauen wir einmal.“

Der Gebrauch von Drogen wird in Urin, Blut, Schweiß und Haaren nachgewiesen. In Urinproben ist der Drogenkonsum in der Regel nicht länger als eine Woche nachweisbar, dabei ist schwer einzuschätzen, wie viel von dem Rauschgift genommen wurde. Im Blut ist ein Nachweis sogar meist nur ein oder zwei Tage möglich, wobei das von Droge zu Droge unterschiedlich ist. Im Speichel sind die Wirkstoffe noch kürzer als im Blut zu erfassen.

Die genaueste (aber teuerste) Methode ist der Haartest, wo man geringere Konzentrationen der Droge gut feststellen kann. Laut einer Untersuchung des „Forensisch Toxikologischen Zentrums München“ sind bei Kokain sogar geringste Mengen nachweisbar.

Problematischer verhält sich die Sache bei Cannabis. Ein gelegentlicher Konsum kann, muss aber nicht zu einem positivem Ergebnis führen. Nur fast täglicher Konsum sei sicher nachzuweisen, sagen Experten. Das gilt auch für Amphetamine. Bei Ecstasy reicht ein gelegentlicher Konsum, um die Droge im Haar nachzuweisen.

Prinzipiell gilt: Je genauer der Test, umso teurer wird die Sache. Eine Untersuchung auf Kokain, Cannabis und Heroin beginnt bei etwa 200 Euro. Wer als Drogenkonsument erwischt wird, muss derzeit alle zwei Monate bei einem Urintest nachweisen, dass er clean ist. Da Haartests nur alle sechs Monate stattfinden, rechnet das Innenministerium mit keiner Verteuerung der Kosten.

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