„Die Menschen wollen sich nützlich machen“

„Die Menschen wollen sich nützlich machen“
Arbeit ist ein wesentlicher Faktor für das Wohlbefinden, sagt Arbeitspsychologe Bernad Batinic.

Würden Sie weiterarbeiten, wenn Sie morgen im Lotto gewinnen würden? Studien zufolge lautet die häufigste Antwort: „Ja, aber unter anderen Bedingungen." Der Mensch braucht Arbeit zum Glücklichsein, ist Bernad Batinic, Institutsvorstand für Pädagogik und Psychologie an der Linzer Johannes Kepler Universität, überzeugt. In mehreren wissenschaftlichen Projekten hat er den Zusammenhang von Beruf und Psyche erforscht.

Sein Fazit: „Die Menschen wollen sich nützlich machen. Sie brauchen das Gefühl ,Ohne mich geht es nicht` für ihr Wohlbefinden." Studien hätten außerdem gezeigt, dass Erwerbstätige in höheren Stellungen gesünder sind. Dies hänge aber nur zweitrangig mit der Gehaltsfrage zusammen. So spiele beispielsweise Wertschätzung eine wesentliche Rolle. Für die Arbeitspsychologie sind es „latente Faktoren", die den Ausschlag zum Glück geben. Geld könne diese nur kurzfristig kompensieren.

Persönlichkeit

Neben dem Lebensunterhalt erfülle Arbeit wichtige sozialpsychologische Funktionen: Sie gibt dem Tag eine Struktur, die Möglichkeit zu Interaktion, sie festigt zwischenmenschliche Kontakte und ist – im günstigsten Fall – persönlichkeitsförderlich, erklärt der Wissenschaftler: „Man soll an seinen Aufgaben wachsen, sich entwickeln und lebenslang etwas dazulernen. Es wäre schade, wenn man seine Möglichkeiten im Beruf nicht ausschöpft."

Es gebe allerdings Menschen, die sich einer sogenannten „resignativen Zufriedenheit" hingeben: „Manche beginnen erst zu leben, wenn sie den Stechzettel zu Dienstschluss wegstecken. Wenn man aber bedenkt, wie viele Stunden des Tages man in der Arbeit verbringt, ist das ein wesentlicher Teil des Lebens." Berufseinsteigern rät Batinic, in verschiedene Bereiche „hineinzuschnuppern". Der Weg zur Selbstverwirklichung führe mitunter über Umwege.

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