Bio-Erde unter den Fingernägeln

In Auhof entstehen mitten im Siedlungsgebiet 85 Garten-Parzellen: Stadler und seine Mitarbeiterin Irmgard Elias (31) pflanzen Bio-Porree vorab.
In den "Morgentaugärten" können Städter ihr eigenes Biogemüse anbauen und ernten.

Was in New York oder Berlin bereits im großen Stil betrieben wird, "keimt" langsam auch in Linz immer stärker auf. Die Rede ist von Urban Farming, sprich, vom Garteln mitten in der Stadt. Immer mehr Menschen haben das Bedürfnis, etwas Landleben vor ihre Wohnungstür zu holen – ihr eigenes Gemüse zu pflanzen, zu ernten und auch mal wieder Erde unter den Fingernägeln zu haben.

Einer, der den Trend zur städtischen Gartenkultur vorantreibt, ist Bio-Bauer Christian Stadler aus Hofkirchen/Tr.. Mitten in fünf Linzer Siedlungsgebieten – Auhof, Bindermichl, Freinberg, Froschberg und solarCity – errichtet er auf insgesamt 3,6 Hektar die sogenannten "Morgentaugärten". Auf den rund 500 Parzellen, die alle gut mit den Öffis erreichbar sind, haben Interessierte die Möglichkeit, ihr eigenes Bio-Gemüse anzubauen. "Ein Drittel der 20 Kulturen wird von uns vorab gepflanzt, der Rest von den Kunden, die von uns mit Rat und Tat unterstützt werden ", erklärt Stadler, während er einen Porree in die Erde drückt.

40m2 = 100 Kilo Gemüse

Mit 16,6 Euro pro Monat kann man beispielsweise eine 40 Parzelle pachten – rund 100 Kilo Biogemüse können die Hobbygärtner laut Stadler dann pro Saison (April bis November) ernten. Der Pflegeaufwand liegt bei etwa zwei Stunden die Woche. Es sei auch ein Gemeinschaftserlebnis, da sich die Leute beim Garteln untereinander austauschen. Bereits 1987 hat Stadler die Landwirtschaft seiner Eltern komplett auf Bio umgestellt. "Meine Eltern haben seinerzeit keine große Freude damit gehabt. Ich habe mich damals aber als Weltverbesserer gefühlt." Mittlerweile baut Stadler sein Gemüse auf insgesamt 70 Hektar an, der Schwerpunkt liegt auf Wurzelgemüse wie Kartoffeln, Karotten, Sellerie, Pastinaken (Bild r.) oder Herbstrüben. Heuer werden erstmals Süßkartoffeln geliefert. "Wir experimentieren viel mit verschiedenen Sorten." Artenvielfalt sei dabei nicht nur gut für den Gaumen, sondern auch gut für die Landwirtschaft, "vor allem wenn man auf die natürliche Fruchtfolge setzt". Mit seinem Betrieb produziert Stadler jährlich rund 4000 Tonnen (rund 400.000 Steigen) Gemüse – zu seinen Kunden zählen auch Supermärkte wie Spar, Mpreis oder Edeka in Deutschland. Zum Gemüse werden immer auch Rezepte mitgeliefert.

Etwas mehr als die Hälfte der "Morgentaugärten" sei bereits vermietet – "ich hoffe, dass in Zukunft noch mehr Städter ihr eigenes, frisches Gemüse anbauen wollen", sagt der 45-jährige Bio-Pionier. Für 2016 hat er weitere Projekte in Steyr und Wels geplant.

Hobbygärtner können sich noch bis 17. April bei Stadler (Tel. 07225/7380) melden, am 13. April gibt es um 19 Uhr im Gasthaus Wienerwald am Linzer Frein berg eine Infoveranstaltung.

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