Bad Ischler kämpfen für Flüchtlingsfamilie

Mitbürger aller Alters- und Gesellschaftsschichten gingen am Sonntag für die Familie Hakobyan (o.) auf die Straße und unterzeichneten die Petition.
Hunderte wollen drohende Abschiebung von bestens integrierten Armeniern verhindern.

Die armenische Flüchtlingsfamilie Hakobyan lebt seit November 2012 in Bad Ischl. Die Vier gelten als Musterbeispiele für gelungene Integration. Sohn Narek, 16, ist begeistertes Mitglied des Fußballvereins. Tochter Meline, 15, tanzt in der Hip-Hop-Gruppe. Beide haben erfolgreich die 4. Klasse Mittelschule absolviert, sprechen hervorragend Deutsch und verstehen auch Ischler Dialekt. Im Herbst möchten sie weiterführende Schulen besuchen.

Mutter Naira, 37, ist gelernte Friseurin und arbeitet stundenweise als Reinigungskraft bei der Stadtgemeinde. Sie hat zwei Deutschprüfungen abgelegt, im September stünde die nächste auf dem Programm. Vater Lernik, 45, ist gelernter Silberschmied. Ihm liegt ein entsprechendes Jobangebot aus Bad Goisern vor, das er als Asylwerber im Zulassungsverfahren aber nicht annehmen darf. Stattdessen ist er als Hilfsgärtner für die Stadtgemeinde im Einsatz. Die Familie engagiert sich außerdem ehrenamtlich in der katholischen Kirche. Jeden Sonntag hilft sie beispielsweise beim Pfarrcafé aus. "Die vier haben sich hier einen großen Freundeskreis aufgebaut, sie sind sehr gastfreundlich und hilfsbereit", schwärmt SP-Stadträtin Ines Schiller von den Armeniern.

Den heimischen Behörden scheinen das nicht ausreichend Gründe genug für einen Aufenthaltsstatus in Österreich zu sein. Auch nicht, dass Lernik Hakobyan in seiner Heimat zufällig Zeuge eines Mafia-Mordes an einem Arzt wurde, den er mit dem Handy filmte. Der 45-Jährige wurde dann zusammengeschlagen und mit dem Umbringen bedroht. Auch seine Familie wurde misshandelt. Die Mitglieder retteten ihr Leben, indem sie untertauchten und ihr Hab und Gut Fluchthelfern überließen, die halfen, die Heimat zu verlassen. Schlepper brachten sie im Lkw nach Österreich.

Petition

Der Asylantrag der Hakobyans wurde nun zum zweiten Mal abgewiesen. Die Empörung in Bad Ischl darüber ist groß: Nach einer Unterschriftenliste im Vorjahr (1700 Unterzeichner) wurde vergangene Woche auch eine Online-Petition an Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Kanzleramtsminister Josef Ostermayer verfasst. Am Dienstag gab es schon fast 800 Unterstützungserklärungen. Am Sonntag fand ein von Pfarrer Christian Öhler initiierter Protestmarsch durch Bad Ischl statt, dem sich Hunderte anschlossen. "Wenn das Gesetz versagt, muss man die Menschen im Einzelfall schützen." Konkret fasst der Geistliche eine Bürgschaft ins Auge, mit der den Eltern Arbeit und Wohnung garantiert werden. "Wir können auf ein Netzwerk an Unternehmen samt Lions Club und Rotariern zugreifen." Die Familie würde auf diese Weise finanziell niemandem zur Last fallen.

Allerdings: Eine solche Bürgschaft kann für Asylwerber erst ab einer Aufenthaltsdauer von fünf Jahren übernommen werden. Erich Hametner, der die Familie juristisch berät, will die Hoffnung aber nicht aufgeben: "Wir haben ausgemacht, dass wir zusammenhalten. Notfalls werden wir uns körperlich wehren."

Der KURIER erreichte Mutter Naira am Dienstag im Spital, wo sie heute operiert wird. Vor einer Abschiebung in ihre alte Heimat hat sie enorme Angst: "Nach Armenien zurückzukehren, wäre unser Todesurteil."

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