Auf Areal der Kepler Uni war ein Gefangenenlager

Auf dem Gelände der heutigen Kepler Universität Linz sollen bis zu 5000 russische Kriegsgefangene interniert gewesen sein
KPÖ fordert Stadt Linz und Universität zu historischer Aufarbeitung und würdevollem Gedenken auf.

Es war ein Zufall, dass der Linzer Wissenschafter Christopher Frank heuer im Februar bei Recherchen auf die Bezeichnung "Russenlager Auhof" stieß. "Ich hab’ in Materialien zum NS-Arbeitserziehungslager Schörgenhub gestöbert und bin darüber gestolpert", erklärt der Jurist.

Dass er als Mitarbeiter der im Stadtteil Dornach-Auhof ansässigen Johannes Kepler Universität (JKU) Linz davon bis dahin nichts gehört hatte, machte ihn neugierig. "Das hat mein Forschungsinteresse geweckt", betont Frank.

Seine Nachforschungen ergaben, dass es sich dabei um ein Kriegsgefangenenlager gehandelt haben dürfte, das auf dem Gelände des heutigen Science Parks der JKU angesiedelt war. "Bis zu 5000 sowjetische Gefangene könnten hier bis 1945 untergebracht worden sein", sagt Frank.

"Russenlager Auhof"

Der ursprüngliche Besitzer, Ernst Rüdiger von Starhemberg, hatte das Grundstück gemeinsam mit anderen am 27. Juni 1938 um 90.000 Reichsmark der SS verkauft. Im September 1938 wurden die Grundstücke aber um 500.000 Reichsmark an die Wehrmacht weiterveräußert. Das Deutsche Heer plante die Errichtung einer Infanteriekaserne. Als Folge des Kriegsausbruchs konnten die Gebäude aber nur zum Teil fertiggestellt werden. Ab 1941 wurde auf einem Teilbereich des Areals das Kriegsgefangenenlager errichtet. "Fotografische Belege deuten daraufhin, dass hier zumindest ab Jänner 1942 sowjetische Gefangene interniert waren", sagt Frank.

Im Stadtarchiv existiere auch eine entsprechend datierte Fotoserie mit dem Titel "Russenlager Auhof". Wie viele der russischen Kriegsgefangenen in Haft gestorben seien, ist laut Frank noch völlig unklar. "Das müsste wissenschaftlich genau untersucht werden. Diese Gefangenengruppe hatte einen sehr niedrigen Status und geringe Überlebenschancen."

KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn fordert, dass die Stadt Linz und die Universität eine historische Aufarbeitung initiieren sowie eine würdige Form des Gedenkens veranlassen: "2016 feiert die Uni ihr 50-jähriges Bestehen, bis dahin sollte die belastete Vergangenheit des Standorts auch in der offiziellen Chronik verzeichnet sein."

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