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Andi & Alex rühren in heimischer Hip-Hop-Küche kräftig um

Andi & Alex rühren in heimischer Hip-Hop-Küche kräftig um
Als Spaßprojekt gegründet, zählt das Linzer Duo zu den Aufsteigern in der Musikszene.

Während im Fernsehen die  zwei emsig werkenden Köchen Andi und Alex den Zusehern ihre Kreationen nahebringen wollen, machen sich  Linzer Brüder gleichen Namens dazu auf, die heimische Musiklandschaft mit Sprechgesang  zu erobern. Anders als die etwas hyperaktiv anmutenden Küchenmeister vom Küniglberg, jonglieren die  Hip-Hopper Andreas und Alexander Staudinger  nicht mit Lebensmitteln, sondern mit Worten aus Andis Feder, unterlegt mit   Sound aus Alex’ Klanglabor. „Entstanden ist unser Projekt  eher aus  Jux und Tollerei. Alex war in Berlin und ich habe gesagt, schick mir ein paar Beats, ich probier mich an  Solo-Sachen“, erklärt Andreas Staudinger, der Ältere der beiden Musiker.
Der 28-Jährige hat sich bereits vor der Zusammenarbeit mit dem fünf Jahre jüngeren Bruder in der Hip-Hop-Szene als  MC „Antrue“ und Mitglied des Kollektivs „Da Staummtisch“ einen Namen gemacht. Aus dem ursprünglich geplantem Spaßprojekt wurde Ernsthaftes.

Keine Hymne

Anfang des Jahres veröffentlichten „Andi & Alex“ ihr erstes  Album „Wir & Ihr“, dessen Stücke es auch den Weg ins Musikprogramm des Radiosenders FM4 geschafft haben.  Dafür holten sie sich auch die Großmeister des heimischen Hip-Hops, Texta,  mit ins Boot. Mit ihnen nahmen sie auch „Big L“, eine Single über die oberösterreichische Landeshauptstadt, auf. Eine Hymne wurde das nicht. „Kleinste Stadt, größtes Dorf, fadstes Kaff und bester Ort“, heißt es dabei in einer nicht unkritischen Sichtweise auf die Heimatstadt der Musiker. „Es geht darum, wie Linz ist, ohne die Stadt zu preisen“,  sagt Andreas Staudinger. Wenn man am Montag und Dienstag fortgehen wolle, sei nichts los. Die meisten Lokale sperren um Mitternacht zu. „Andererseits gibt es hier mit der KAPU und der Stadtwerkstatt Clubs, die in Österreich ihresgleichen suchen.“

Mit diesen Lokalitäten und  der in ihrem Dunstkreis agierenden dialektlastigen Hip-Hop-Szene in der Landeshauptstadt sind die Gebrüder Staudinger eng verwurzelt. „Dialekt hört sich einfach lässig an. Er ist viel ehrlicher und eignet sich besonders gut für neue Reime“, preist der Rapper die Vorzüge der Mundart für das Genre an. Eine weitere Eigenheit der oberösterreichischen Musik sei, dass sie sich nicht immer ganz ernst nehme und auch schon einmal den kommerziellen Gangsta-Rap auf die Schaufel nehme. „Dieses US-Hip-Hop-Ding lässt sich nicht eins zu eins auf Österreich umlegen. Die 0815-Mitbürger kommen eben nicht aus einer schwierigen Gegend wie der Bronx.“

Vielmehr gehe es im Land ob der Enns  im Hip-Hop um Persönliches oder Politisches. Das wird sich auch in der neuen Platte von „Andi & Alex“ niederschlagen, die bereits in den Startlöchern scharrt. „Es wird ein Konzeptalbum zum Thema ‚Blues‘ und handelt hauptsächlich von gescheiterten Persönlichkeiten.“

Er ist einfach nicht aus der Welt zu schaffen, der Spruch, dass sich Linz  trefflich auf Provinz reime. Wo der schon vom Wiener Dichter Eduard von Bauernfeld 1843 bemühte Satz aber nicht einen Funken  Wahrheit enthält, ist Hip-Hop. Im Sprechgesang und der dazu gehörenden Subkultur  ist die Landeshauptstadt seit Jahren eine Großmacht. Sie gilt wegen Bands  wie Texta, Markante Handlungen und Hinterland oder dem Plattenlabel Tonträger Records als österreichische Metropole der Rhymes und Beats, der Wien kaum das Wasser reichen kann.

Oberösterreich und Linz haben einen sehr eigenen Stil. Hier ist man sehr traditionsbewusst“, meint Rapper Andreas Staudinger, der mit den Bands „Da Staummtisch“ und „Andi und Alex“ Musik macht, zu dem noch sehr ursprünglichen und erfolgreichen Sound aus der Stahlstadt. Für ihn ist Linz das Detroit Österreichs. Denn von „Motown“ aus – und nicht vom größeren New York – haben viele berühmte Rapper wie Eminem ihre Karriere begonnen. „Wenn man das dann auf Wien und Linz herunterbricht, zeigt sich, dass  es in Linz für die Größe der Stadt eine wirklich große Dichte an sehr guten Künstlern gibt.“

Damit  der Status  so bleibt und weiter gefördert wird, hat Staudinger mit anderen Mitstreitern gerade die oberösterreichische Plattform „Yes We Jam“ ins Leben gerufen und einen Verein zur Förderung der Hip-Hop-Kultur angemeldet. Neben dem seit 2009 unter demselben Namen im Welser Schl8hof veranstalteten Festival möchte die gemeinnützige Organisation neue Veranstaltungen für Linz entwickeln, eine Radiosendung starten oder Videos für Nachwuchskünstler drehen.

Fördergelder

Ziel ist es,  noch eher unbekannte Musiker  zu fördern. „Wir wollen die Plattform nicht nutzen, um uns selbst in den Vordergrund zu stellen.“  Daneben soll auch ein großer Webauftritt die Szene vernetzen. „Fans sind eingeladen, ihre Neuigkeiten rund um Hip-Hop einzureichen und  zum Sprachrohr ihrer Szene zu werden“, sagt Staudinger. – Ein ambitioniertes Projekt.„Die verschiedenen Vorhaben  und auch der Betrieb des Vereins, brauchen Geld“, sagt Daniel Friesenecker, der sich um die organisatorischen Belange kümmert. Förderanträge für das kommende Jahr sind gestellt.

Dass  die finanziellen Zuwendungen berechtigt seien, ist man beim Verein absolut überzeugt. „Gerade Hip-Hop bietet mit seinen Disziplinen Rap, DJing, Graffiti und Breakdance – vor allem für Jugendliche – attraktive Ausdrucksformen.“


www.yeswejam.at

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