Alles ganz ohne, bitte!

Franz Seher hat seine Vision vom verpackungsfreien Supermarkt in die Realität umgesetzt. Hier kauft jeder nur genau so viel, wie er braucht
Verantwortungsvolles Einkaufen macht keinen Müll, ab Dienstag auszuprobieren im holis market in Linz.

Was als persönliches Ärgernis begann, hat sich zu einem Projekt ausgewachsen, das selbst den Initiator noch manchmal ins Staunen versetzt: Nach einem Einkauf im Bio-Supermarkt stand Franz Seher 2013 vor einem unverhältnismäßig großen Berg (Plastik-)Müll, zweifelte somit an der Nachhaltigkeit der Produkte – und begann Ideen zu spinnen.

Wenn am Dienstag, 1. September, der holis market in der Johann-Konrad-Vogel-Straße im Linzer Zentrum eröffnet wird, bedeutet das vor allem eines: eine Vision wird Realität. Dazwischen liegt eine rund eineinhalbjährige, extrem arbeitsintensive Phase: "Ich bin zwar Software-Entwickler, träume aber schon lange davon, selbst ein Projekt auf die Beine zu stellen. Nach meiner Masterarbeit und intensiven Recherchen merkte ich: Das, was ich mir vorstelle, gibt es nicht. Also habe ich beschlossen, es selbst zu machen."

Namhafte Investoren

Der Name holis market leitet sich vom Begriff "holistisch" ab, was ganzheitlich bedeutet. Das heißt, holis basiert auf drei Säulen, will Erlebnis beim Einkauf, Nachhaltigkeit und einen gesundheitlichen Ansatz bieten. Als Investoren konnten bis dato der innovative Schoko-Pionier Josef Zotter und Kräuterspezialist und Chef von Sonnentor, Johannes Gutmann, gewonnen werden. Bei einer Crowdfunding-Kamapgne – dabei spenden jene, die von dem Projekt überzeugt sind, online kleine oder größere Beträge – kamen knappe 40.000 Euro zusammen – "ein starkes Zeichen, dass es Interesse an unserem Projekt gibt", erklärt Franz Seher.

Selber abfüllen

Wie funktioniert also das Einkaufen im holis market? Es gibt Flaschen, Dosen, Papier- und Leinensackerl gegen Pfand, in diese Behältnisse können die Produkte eingefüllt werden – nach Maß. Wer nicht ein halbes Kilo Nudeln braucht, muss es auch nicht kaufen. An der Kassa wird dann die genaue Menge gewogen und verrechnet. Ziel ist, dass Kunden die Behältnisse beim nächsten Einkauf zurückbringen. "Preislich bewegen wir uns zwischen einem normalen und einem Bio-Supermarkt", sagt Franz Seher.

Schon vor der Eröffnung arbeiten rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für holis. Denn es gibt viel zu tun: In den Räumlichkeiten wird auch ein Imbiss eingerichtet, in dem gezielt auch jene Produkte aus dem Supermarkt verkocht werden, die bald aufgebraucht werden müssen. Firmen können Kochkurse oder andere Events veranstalten, ein Raum ist reserviert für Ernährungsberatungen. Über die Online-Plattform können Lebensmittel vorbestellt werden, dann geht’s im Geschäft schneller.

Und die Pläne, Ideen und Visionen reißen nicht ab: "Wenn alles gut läuft, könnten wir bereits nächstes Jahr unsere erste Franchise-Filiale in Wien eröffnen."

Internet: www.holis-market.at

Rein statistisch gesehen verursacht jeder Österreicher pro Jahr 597 Kilogramm Abfall. Immer mehr Menschen finden das unerträglich. Mittlerweile gibt es nationale und internationale Verbände, aber auch viele private Initiativen - alle mit demselben Ziel: keinen oder möglichst wenig Müll, also "Zero Waste", zu verursachen, Möglichkeiten für Müllvermeidung in den verschiedenen Lebensbereichen zu finden, sich untereinander auszutauschen und selbst aktiv zu werden.

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