Ärzte klagen über "Vertreibung", Pühringer sauer über Kampagne

Oberösterreichs Mediziner gehen auf die Barrikaden: „Du bist krank und kein Arzt ist da“, lautet der Slogan der Ärzteinfo.
Ärzte und Pfleger wollen mehr Geld und Personal. Und sie wollen weniger arbeiten.

Mit schweren Geschützen fährt die Ärztekammer auf. "Stoppt die Vertreibung unserer Ärztinnen und Ärzte aus Oberösterreich", steht auf den Papiersackerln, die Mediziner diese Woche in den Spitälern an ihre Patienten in den Ambulanzen verteilen. "Diagnose schwer krank", ist auf Postkarten zu lesen, die Patienten an den Gesundheitsreferenten und Landeshauptmann Josef Pühringer schicken sollen.

Die Ärztekammer hofft mit dieser "Info-Woche", Pühringer zu Zugeständnissen bei der neuen Arbeitszeitregelung zu bewegen, die mit 1. Jänner in Kraft tritt. Die wöchentliche Arbeitszeit muss von bis zu 72 Stunden auf maximal 48 Stunden bis 2021 reduziert werden.

"Es ist schon höchst irritierend, dass bereits am Beginn dieser wichtigen Verhandlungen Protestmaßnahmen von den Ärzten gesetzt werden." Die Verhandlungen über das neue Ärztearbeitszeitgesetz hätten erst vergangene Woche gestartet und heute, Dienstag, finde erst der zweite Termin statt. So etwas sei ihm im Laufe seiner politischen Karriere überhaupt noch nie passiert, dass bereits Protestaktionen gesetzt würden, bevor die Gespräche richtig begonnen hätten, reagiert Pühringer.

Ziel sei es, die Ärztebezüge grundsätzlich zu reformieren und strukturelle Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Er spricht damit die Kluft in den Bezügen zwischen Klein- und Großverdienern bei den Ärzten an. Dafür brauche man Zeit und keine Husch-Pfusch-Lösungen. Es gebe ein faires Angebot zur Abgeltung von Überstunden während der Verhandlungen. Sein Ziel sei es, bis Mitte des kommenden Jahres eine neue Regelung ausverhandelt zu haben.

"Haben Nase voll"

Nicht nur Ärzte klagen, dass es ihnen schlecht gehe, sondern auch andere Spitalsmitarbeiter. "Wir haben die Nase voll von Personalmangel und Überstunden", stand auf den Taschentuchpackungen, die bei einer Pressekonferenz am Montag ausgeteilt wurden. Unter dem Motto "Operation Mitmenschlichkeit" machten die Spitalsmitarbeiter auf ihre Lage aufmerksam. 23.000 Pflegekräfte würden unter Personalmangel leiden. Sie fordern unter anderem eine 38,5 Stunden-Woche (bisher 40).

Die Patienten würden regelrecht durchgeschleust, kritisiert Herta Gruber, Betriebsratschefin im landeseigenen gespag-Spital Freistadt. Zudem habe das Personal viel Tätigkeiten von den Ärzten übernommen – "das alles zum Nulltarif". Pühringer sagte zu den Forderungen, dass er sie ernst nehme. Es sei geplant, ein neues Gehaltsgesetz für Ärzte und Pfleger zu erarbeiten. Die Zahl der Mitarbeiter in den Pflege sei zwischen den Jahren 2009 und 2013 von 9045 auf 9233 angestiegen.

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