25 Jahre offene Grenze: "Stehen am Beginn des Miteinander"

11. Dezember 1989: Tschechoslowakische Soldaten bauen den Grenzzaun zu Oberösterreich ab.
Aus dem Nebeneinander soll künftig ein Miteinander werden.

Wir haben die Chancen genützt. Das Mühlviertel ist ein Land mit deutlich mehr Wohlstand und Lebenqualität geworden. Dieses Nützen der Chancen ist noch nicht zu Ende. Es ist unsere Aufgabe für die nächsten Jahre." Für Landeshauptmann Josef Pühringer stehen Oberösterreich und Südböhmen "erst am Beginn des Miteinander". Der Jubel über den Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren habe nur kurz angehalten. "Durch Themen wie Temelin und die Benes-Dekrete war es eine Zeit lang ein Nebeneinander, ein friedliches Nebeneinander. "Heute stehen wir am Beginn des Miteinander."

Ein Wirtschaftsempfang im Haus am Ring in Bad Leonfelden schloß Donnerstagabend, den 11. Dezember, die Feierlichkeiten der Grenzöffnung vor 25 Jahren am 11. Dezember 1989 ab. Pühringer erinnerte sich. "Der tschechische Kulturminister hat mir gesagt, das Zusammenwachsen wird eine Generation dauern. Bei der Wirtschaft ist es von Anfang an gleich gut gegangen." Pühringer bezeichnete die S 10, die im nächsten Jahr fertiggestellt wird, als "Wohlstandsachse der Zukunft". In Kürze werde auch die Umfahrung Budweis Realität.

Tourismus

Wirtschaftslandesrat Michael Strugl sieht im Tourismus einen "wichtigen Teil der Wertschöpfung". Die Tschechen seien nach den Östereichern und Deutschen die drittstärkste Gästegruppe. Bürgermeister Alfred Hartl zeichnete anhand von Bad Leonfelden den Aufschwung in den 25 Jahren nach. Die Gemeinde habe damals 1200 Beschäftigte gehabt, heute seien es 2000. 1989 habe es 70.000 Nächtigungen gegeben, heute 120.000. Die Anzahl der Betriebe habe sich von 70 auf 140 verdoppelt. 40 Prozent der Gäste des Sternsteinliftes seien Tschechen.

Hotspot für Betriebe

In der Diskussion, die von ORF-Chefredakteur Johannes Jetschgo moderiert wurde, berichtete Wirtschaftskammerdirektor Walter Bremberger, dass derzeit 1800 österreichische Unternehmen in Tschechien aktiv seien. 400 stammten aus Oberösterreich. "Südböhmen ist ein Hotspot für unsere Betriebe." Er nannte den Maschinenbauer Engel und die Kältetechnikfirma Hauser. Ob dadurch Arbeitsplätze abgewandert seien, fragte Jetschgo. "Das ist ein Trugschluß", so Bremberger, "man kann nur über die Grenze gehen, wenn man Kraft hat. Unsere Betriebe sind stärker geworden, weil sie über die Grenze gegangen sind." Und man dürfe eines nicht vergessen: "Was wären unsere Betriebe ohne die tschechischen Arbeitskräfte? Wir sehen ein großes Potenzial an qaulifizierten tschechischen Arbeitskräften." Man dürfe auch die steigende tschechische Kaufkraft nicht unterschätzen.

Der Budweiser Fensterproduzent Jiri Krba schilderte seinen unternehmerischen Aufstieg. Während der kommunistischen Ära habe er am Theater gearbeitet. Im Jänner1990 sei er zu einem Betrieb nach Bad leonfelden gekommen. "Das war meine beste Hochschule. Ich habe Arbeitsorganisation und Pünktlichkeit gelernt."

Firmengründer

Er wechselte zu einem Fensterproduzenten in Eidenberg, bevor er nach Budweis zurückkehrte und dort die Firma Oknotherm gründete, die heute 200 Mitarbeiter beschäftigt und täglich 700 Fenster herstellt.

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