143 Spitalsärzte zu wenig

Symbolbild
Viele Jungmediziner wandern ins Ausland ab / Diskussion um Arbeitszeiten.

Der Ärztemangel in den heimischen Krankenhäusern hat sich weiter verschärft: Waren im Jänner noch 114 Planstellen unbesetzt, sind es mittlerweile bereits 143. Landeshauptmann und Gesundheitsreferent Josef Pühringer (ÖVP) führt die Verschlechterung im Wesentlichen auf fehlende Turnusärzte zurück.

Den Personalmangel ausbaden müssen nicht nur die Patienten, sondern auch die Spitalsärzte selbst: Viele arbeiten länger, als eigentlich vorgesehen. Laut einer EU-Richtlinie dürften es maximal 25 Stunden am Stück sein. "Derzeit sind Dienste von 30 und mehr Stunden keine Seltenheit", weiß Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser. "Es wundert mich, dass die Politik auf diese EU-Richtlinie, die seit mehr als zehn Jahren bekannt ist, nicht früher reagiert hat."

Zusätzlicher Bedarf

Laut Auskunft der Spitalsträger sei die vollständige Umsetzung der 25-Stunden-Regelung aus organisatorischen Gründen derzeit gar nicht möglich, entgegnet Pühringer. Würden die Vorgaben aus Brüssel in nationales Recht gegossen, ergebe sich ein "rechnerischer Mehrbedarf" von 156 zusätzlichen Stellen – was den Ärztemangel noch einmal verdoppeln würde.

Durch "andere Schichtmodelle" lasse sich der Personalbedarf noch reduzieren. genaue Zahlen würden im November vorliegen, sagt Pühringer. "Ich habe Verständnis für die Wünsche der Ärzte, was Verbesserung bei den Arbeitszeiten betrifft. Die Maßnahmen müssen aber im Einklang mit einer optimalen Gesundheitsversorgung gesetzt werden."

Für die Standesvertreter kommen "andere Schichtmodelle" nicht infrage: "Jeder Lkw-Fahrer hat eine bessere Arbeitszeiten-Regelung. Einen ganzen Tag und eine Nacht durchzuarbeiten und nach 25 Stunden Dienst nach Hause zu gehen, ist keine überspitzte Forderung von uns", betont Spitalsärzte-Sprecher Harald Mayer.

Kritik kommt auch von FPÖ-Gesundheitssprecherin Brigitte Povysil: Der Landeshauptmann schiebe die Bekämpfung des Ärztemangels auf die lange Bank. Es brauche endlich Maßnahmen wie Förderstipendien oder eine verpflichtende Lehrpraxis für Jungmediziner.

Ob solche Angebote reichen, ist fraglich. Allein 2013 hat fast die Hälfte der heimischen Medizinabsolventen nicht in Österreich zu arbeiten begonnen. Viele zieht es nach Deutschland, in die Schweiz oder Skandinavien. "Diese Länder bieten deutlich besser Arbeitsbedingungen. Es ist ein internationaler Wettbewerb um die Ärzte entbrannt", meint Niedermoser.

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