Wirtschaft leidet unter fehlendem S1-Lückenschluss

Wirtschaft leidet unter fehlendem S1-Lückenschluss
Die fehlende Anbindung in den Süden sei ein klarer Wettbewerbsnachteil für Unternehmen.

Bürgerinitiativen und Naturschützer haben bei Thema S1-Lückenschluss, zwischen Süßenbrunn und Schwechat, schon lange Stellung bezogen. Nun haben sich erstmals auch Wirtschaftstreibende zu Wort gemeldet.

Egal ob Bäcker, Installateur oder Handwerker – für Betriebe aus dem Marchfeld werden Aufträge in Wien, speziell im südlichen Bereich zur Qual. "Kleinere Betriebe können keine Aufträge mehr annehmen, weil der Stau zu viel an Arbeitszeit kostet", erklärt ÖVP-Wirtschaftsstadtrat Reinhard Wachmann aus Groß-Enzersdorf.

Gleichzeitig siedeln sich zu wenige, neue Betriebe an. Das Argument: Kein geeigneter Anschluss an ein hochrangiges Straßennetz, also Autobahn oder Schnellstraße. "Der Verkehr ist leider immer ein Knock out-Kriterium", weiß Raasdorfs Bürgermeister Walter Krutis (ÖVP).

Fehlende Perspektiven

Kommen jedoch keine Betriebe, sind die Arbeitnehmer darauf angewiesen zu pendeln. "Hier geht es auch darum, den Jugendlichen in der Region eine Möglichkeit anzubieten", sagt Andreas Hager, Obmann der Wirtschaftskammer Gänserndorf.

Neben dem Marchfeld ist auch der Wiener Bezirk Donaustadt betroffen. Um mehr als 30.000 Einwohnern wächst der Bezirk in den kommenden zehn Jahren. Dafür müssen auch Jobs geschaffen werden. SPÖ-Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy hält fest: "Ohne Lückenschluss werden sich keine Betriebe ansiedeln." Die Meinungen bei einer Diskussionsveranstaltung unter Wirtschaftstreibenden und Politik Dienstagabend waren großteils im Einklang. Etwas neidisch wurde vor allem auf die Entwicklung entlang der S1 zwischen Korneuburg und Wolkersdorf verwiesen.

Baubescheid

Der Baubescheid wurde zwar im Frühjahr erlassen. Dennoch bleiben einige skeptisch. Im Gegensatz zu vergangenen Jahren forcieren Wiener und Niederösterreichische Kommunalpolitiker nun ein gemeinsames Auftreten, was die Aufwertung des Standortes betrifft.

Unterstützung kommt von Sebastian Kummer, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien. Jeder Stau verursache einen Schaden: Waren werden zu spät ausgeliefert, die Umwelt wird stärker belastet und der Benzinverbrauch steigt. Fünf bis sechs Milliarden Euro Schaden werden durch solche Kolonnen jedes Jahr verursacht, ergab eine "Kostenanalyse" der WU (im Auftrag des ÖAMTC). Allerdings: "Die Politik verharmlost die Folgen dieser Verkehrsstaus", sagt Kummer.

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