Winzertraum in alter Scheune statt Glas und Beton im Grünen

Weingut Diwald Großriedenthal
Unterschiedliche Bedingungen prägen die aktuelle Architektur im nö. Weinbau.

Unterschiedliche Bedingungen prägen die aktuelle Architektur im nö. Weinbau. Beton- und Glaskuben im Grünland zeugen im ganzen Land davon, dass sich Winzer immer öfter Wünsche erfüllen. Nach professionelleren Arbeitsbedingungen und manchmal auch Repräsentation. Ganz anders beim Weingut Diwald in Großriedenthal, Bezirk Tulln: Die Familie hat den Aufwand auf sich genommen, ihre neue Kellertechnik mit viel Gefühl in ein geschütztes Ensemble einzubauen. Nicht überall ist das allerdings möglich.

„Es stehen schon genug Klötze in der Landschaft. Das ist nicht unser Selbstverständnis“, sagt Betriebsleiter Martin Diwald, 25. Sein Vater, Hans, war in den 1980er Jahren einer der Pioniere des biologischen Weinbaus. Weil der Junior die biologische Behandlung des Weins auch im Keller durchzieht, musste neue Technik her.

Bioproduktion

„Früher gab es nur die Möglichkeit, Trauben biologisch zu produzieren. Das auf die Weinherstellung auszudehnen, war kaum denkbar. Zu selbstverständlich waren die vielen Zusätze und Helferlein aus dem Handel. Als ich 2006 nach einem Aufenthalt in Neuseeland in den Betrieb kam, habe ich alles aus dem Keller verbannt, was von außen kommt“, erzählt Martin Diwald.

Logische Folge war die Erneuerung der Kellertechnik. „Wenn man mit den Hefebakterien aus dem eigenen Weingarten arbeitet, reagiert der Wein viel empfindlicher auf Temperaturschwankungen. Die wollen wir besser steuern“, erklärt Diwald.

Platz

Nur: Wohin mit den neuen Tanks samt computergesteuerter Temperaturregelung? Zwei große, alte Scheunen schienen auszufallen: „Die waren voller Gerätschaften. Aber unser Architekt Ernst Mrazek meinte, wir sollen erst einmal zusammenräumen. Und er hatte Recht. Plötzlich war da viel Raum“, erinnert sich Martin Diwald, der gemeinsam mit dem Vater jeden der alten Dachziegel reinigte und wieder an seinen Platz setzte.

Allerdings hatte sein Vater vor Jahren dafür gesorgt, dass das Scheunen-Ensemble aus den 30er-Jahren unter Denkmalschutz gestellt wurde. „Da hat er es mir schwerer gemacht“, sagt Sohn Martin. Mit dem Endergebnis sind beide zufrieden.

Von außen bemerkt man die Passivhauseigenschaften nicht. Nur an der Rückseite verändert ein Vordach die Ansicht, ermöglicht geschütztes Zufahren der Lastwagen.

„Ich habe nichts gegen moderne Bauten in der Weinwirtschaft. Unser Architekt meint nur, ein Ziel sollte sein, das es so aussieht, als wäre es schon immer da gewesen“, stimmt Hans Diwald zu.

Modern

Ein Beispiel für auffälligere Architektur ist das vor drei Jahren fertig gestellte Gebäude des Top-Weinguts FX Pichler in der Wachau. Die Winzerfamilie hatte keine Chance, ein Gebäude im Ortsverband von Loiben zu erwerben. Also blieb ihr nichts übrig, als einen Neubau mitten in die eigenen Weingärten zu stellen. Das aber mit ordentlich Charakter. Den Welterbeschützern ging und geht das Gebäude kräftig gegen den Strich.

„Die Reaktionen sind mittlerweile absolut positiv. Für das Weingut war das eine gute Entscheidung. Wir sind zu hundert Prozent mit dem Arbeitsablauf zufrieden. Gar kein Vergleich mit dem alten Keller, in dem wir mittlerweile schon wieder das Wasser stehen hatten“, sagt FX Pichler.

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