Cobra-Chef: "Er hat im Hinterhalt gewartet"

„Ein schwarzer Tag“ für die Cobra und Walter Weninger. Zum ersten Mal in der 35-jährigen Geschichte starb ein Beamter der Sondereinheit.
Walter Weninger über die Todesschüsse des Wilderers in Annaberg und die Konsequenzen.

Der Einsatz von Annaberg war der erste in der 35-jährigen Geschichte der Cobra, bei dem ein Beamter der Spezialeinheit den Tod fand. Dass ausgerechnet nach so einem tragischen Ereignis auch noch durch ein internes Mail Kritik an der Arbeit der Cobra laut wird, ist für den Chef der Sondereinheit, Generalmajor Walter Weninger, „wie ein Schlag ins Gesicht“.

Im KURIER-Interview spricht der hochrangige Offizier Klartext über die Geschehnisse an einem der schwärzesten Tage der Sondereinheit.

KURIER: Herr Generalmajor Weninger, in einem anonymen Mail ist davon die Rede, dass auf Grund von Sparmaßnahmen anstatt der vorgesehenen 13 Cobra-Beamten nur drei zum Einsatz gekommen sind. Auch die Ausrüstung sei veraltet. Stimmt das?

Walter Weninger: Zunächst einmal ist es tragisch, dass nach so einem bedauerlichen Ereignis solche anonymen Vorwürfe kursieren. Uns wird vorgeworfen zum Beispiel nur acht Nachtsicht-Optiken zu besitzen, wir haben aber fast die zehnfache Zahl. Gespart wird höchstens bei der Verwaltung.

Und was hat es mit den 13 Beamten auf sich?

Das ist ganz einfach. Die Ermittlungen in Annaberg wegen des Wilderers liefen schon 2011, zuerst kriminalpolizeilich. Man wusste von den abgetrennten Hirschköpfen. Als es dann eine Messerattacke auf einen Jäger gegeben hat, wurden wir hinzugezogen, weil man gemeint hat, das ist ein gefährlicher Bursche. 2012 zur Brunftzeit im Herbst sind daher 13 Beamte von uns zwei Monate lang jede Nacht auf der Lauer gelegen. Aber nichts ist passiert.

Und dann?

Heuer wurde die Taktik geändert. Wir haben uns mit dem nö. Landeskriminalamt, das den Akt hatte, auf eine Mischvariante abgestimmt. Wir haben uns mehr auf das Beobachten konzentriert und versucht, zunächst das Fahrzeug auszuforschen. Und zwar mit 13 Polizeibeamten und drei Leuten von der Cobra für den Fall eines Zugriffs. Es gab daher keine personellen Einsparungen.

Was ist dann Montagnacht geschehen?

Die Observierung lief seit Beginn der Hirschbrunft jede Nacht. Die Cobra ist mit Nachtsichtgeräten und einem mit Tarnnetz zugedeckten Wagen auf der Hirschwiese auf der Lauer gelegen und die anderen Streifen waren in der Umgebung. Dann hat man den verdächtigen Geländewagen mit gestohlenen Kennzeichen gesichtet.

Es kam zum ersten Kontakt bei der Straßensperre?

Genau, der Täter hat ein Polizeiauto gerammt, hat zurückgeschoben und es von der Straße gedrängt. Unsere drei Leute sind mit ihrem Auto nach und haben das Fluchtfahrzeug bei der Sägemühle versteckt vorgefunden. Sie sind taktisch entsprechend defensiv vorgegangen und haben zurückgeschoben und gewartet. In 99 Prozent der Fälle flüchtet der Täter. Sie haben alles eingehalten, was zu machen ist.

Dann ist es aber anders gekommen?

Der Täter ist zu Fuß auf die andere Straßenseite und hat sie sehr professionell und gezielt unter Beschuss genommen, anscheinend mit einer halbautomatischen Waffe. Der Wilderer stand im Dunkeln und unsere Leute unter dem Schein einer Laterne. Die Männer sind aus dem Auto und haben das Feuer mit Sturmgewehr und Pistole sofort erwidert, damit sich der Täter zurückziehen muss. Roman war links hinten und hat versucht eine gesicherte Position zu erlangen. Da ist er getroffen zu Boden gegangen. Die anderen mussten einerseits den Täter in Schach halten und andererseits ihren verletzten Kollegen in eine Deckung bringen.

Cobra-Chef: "Er hat im Hinterhalt gewartet"
20.09.2013, Cobra, Wiener Neustadt, Walter Weninger,AUT, Chronik, Cobra Interview, Sascha Trimmel © 2011, PhotoCredit S. Trimmel
Die Beamten hatten keine Schutzweste an, stimmt das?

Ja, leider. Sie sind durch die Abläufe vermutlich nicht mehr dazu gekommen sie anzulegen.

Dann kam es zur Tragödie mit dem Rettungsfahrer?

Die Kameraden wollten ihren schwerverletzten Mann so schnell wie möglich hinausbekommen. Sie sagten, er verblutet. An dem Treffpunkt weiter vorne sind zwei EGS-Beamte (Sonderausbildung, Anm.d.Red.) zur Sicherung in den Rettungswagen eingestiegen, einer vorne zum Fahrer.

Als sie losfahren wollten, kam plötzlich ein Schuss. Der Fahrer kippte tot zusammen. Als der zweite Schuss fiel, hat sich der Beamte – ein Ex-Cobra-Mann – bereits hinausfallen lassen. Die Schüsse wurden ganz gezielt angebracht.

Konnte man damit rechnen?

Nein, das war ein ganz atypisches Verhalten, völlig abseits der Norm. Er hat im Hinterhalt gewartet.

Hätte man anders vorgehen müssen?

Der Umstand, dass vier Menschen gestorben sind, ist ein Indikator dafür, dass nicht alles schulmäßig abgelaufen ist. Die Leute waren mit einer noch nie dagewesenen Extremsituation konfrontiert. Ich sehe es in meiner Verantwortung, die Abläufe nach einer Analyse zu optimieren. Die anderen Beamten sind mit Kopfschüssen getötet worden, da hätte auch die Schutzweste nichts geholfen.

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