Weinbruderschaft bezeichnet sich als "arisch"

"Die Kulinarische Weinbruderschaft zu Gars am Kamp" ist ein Bund gleichgesinnter, vielfach korporierter Freunde aus dem Raum Gars in Kamp in Niederösterreich." So steht es auf der Homepage des Vereins.
Rechtsextremismusforscher Weidinger sieht Indiz für antisemitische Gesinnung. Verein spricht von "Fehler".

Sie verstehen sich als "Vertreter einer Philosophie, die den kreativen und vernunftbegabten Menschen aus der grauen Masse der gegängelten und angepaßten Individuen herausragen läßt."

Die Rede ist von den Brüdern der KulinArischen Weinbruderschaft zu Gars am Kamp, mit Sitz in Retz. Und ja, die Weinbrüder stechen tatsächlich aus der grauen Masse hervor. Auf ihrer Homepage ist das "A" in "kulinarisch" groß geschrieben. Und in ihrem Logo bezeichnet sich die Weinbruderschaft gar als "arisch".

"Die Selbstbezeichnung als arisch, zumal öffentlich, ist in verbindungsstudentischen Kreisen heute durchaus nicht üblich", sagt der Rechtsextremismusforscher Bernhard Weidinger. "Das ist ein hartes Indiz für eine antisemitische, ins Nazistische reichende Gesinnung". Weidinger machte den Fall auf Twitter publik.

Weinbruderschaft bezeichnet sich als "arisch"
honorarfrei. Kulinarische Weinbruderschaft, Arische Weinbruderschaft
In Konflikt mit dem Verbotsgesetz dürften die Vereinsbetreiber damit aber nicht kommen. "Auf den ersten Blick sehe ich nichts, das eindeutig gegen das Verbotsgesetz oder das Verhetzungsverbot verstoßen würde", sagt Verfassungsrechtler Bernd-Christian Funk. "Harmlos schaut die Homepage aber nicht aus. Der Verfassungsschutz sollte sich das ansehen." Dort werden derzeit keine Ermittlungen in dieser Sache geführt.

Zweierlei Gründe

Dass sich die Weinbrüder in ihrem Logo als "arisch" bezeichnen, sei ein "Fehler des Schriftführers" gewesen, sagt Vereinsgründer Hans Weinzettl. Das große A in "kulinArisch" sei eine "Persiflage an das Binnen-I". Man werde das ändern. Weinzettl, der sich auf der Homepage als "Frhr. v. Lindgau" bezeichnet, war seit den 70er-Jahren Mitglied der schlagenden Burschenschaft Albia. Dort wurde er in den 90er-Jahren ausgeschlossen, weil er den "ethischen Grundsätzen" nicht entsprochen hat. Mit nationalsozialistischem Gedankengut habe man "um Gottes Willen" nichts zu tun. Man wolle im Verein vor allem "Gutes Essen, Gutes Trinken und Gutes Rauchen". Allerdings sollte der Verein ursprünglich als "Arische Weinbruderschaft" bei der Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn angemeldet werden. Erst nach Intervention der Behörde sei die "Kulinarische Weinbruderschaft" eingereicht worden. Johannes Widmayer, ebenfalls Vereinsgründer, Zahnarzt in Retz und FPÖ-Mitglied in Gars am Kamp, ist auch Mitglied der Ferialverbindung Waldmark. Laut Widmayer stehe das Wort "arisch" im Logo, "weil wir uns auf Wein aus unserer Region, dem Kamptal, aber auch der Pfalz und dem Rheinland und beim Fleisch auf nicht geschächtetes beschränken."

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