Warum ein Ehepaar für Erwin Pröll Platz machen sollte

Sabine und Andreas Kostal aus Wien sollten ihre Plätze für Erwin Pröll räumen.
Andreas und Sabine Kostal hatten Plätze in der ersten Reihe. Die sollten sie für Erwin Pröll räumen.

Es hätte heute, Samstag, ein schöner Abend werden sollen. Erste Reihe Mitte beim Gala-Konzert von Marianne Mendt im St. Pöltner Festspielhaus. Wahrscheinlich wird es auch ein schöner Abend – allerdings nicht für Andreas Kostal und seine Frau Sabine aus Wien. Denn die sollten ihre Plätze räumen. Wenige Tage vor dem Konzert hieß es plötzlich, Landeshauptmann Erwin Pröll sitzt jetzt dort.

Schon im Mai dieses Jahres hatte Kostal Karten für das Gala-Konzert "That's EntertainMENDT" von Marianne Mendt beim Jazzfestival im Festspielhaus gekauft. Erste Reihe Mitte, die Plätze 14 und 15. Ein Geburtstagsgeschenk. Doch am vergangenen Dienstag meldete sich eine Mitarbeiterin des Festspielhauses telefonisch bei Sabine Kostal: Man habe "die Anweisung erhalten, die Sitzplätze zu ändern, da Hr. Landeshauptmann Pröll die Vorstellung besuchen will". Die Plätze in der ersten Reihe seien "seine", weil "er diese immer in Anspruch nimmt", wurde den Wienern mitgeteilt. Alternativ wurden dem Paar "seitliche Plätze" in der ersten Reihe angeboten.

Doch die wollten die Kostals nicht annehmen und schickten ein Beschwerdemail an das Kartenbüro des Festspielhauses. "Mit allem grundsätzlichen Respekt", schrieb Andreas Kostal, "aber für diese unverschämte Aktion habe ich kein Verständnis."

Kostal bat um Stornierung seiner Tickets. Das Festspielhaus reagierte prompt, und "bedauerte" in einem eMail den "Unmut". "Leider war es uns nicht möglich, auf den Besuch des Landeshauptmanns zu einem früheren Zeitpunkt zu reagieren." Als "kleine Unmutsentschädigung" bot man dem Ehepaar zusätzlich Gratiskarten für eine andere Veranstaltung an.

Pröll verzichtete

"Für mich ist das unfassbar", sagt Andreas Kostal. Er sei enttäuscht, dass so etwas möglich ist. Auf Nachfrage des KURIER sprach Thomas Gludovatz, Geschäftsführer des Festspielhauses, von "Problemen" bei der Kartenreservierung. Pröll sei als Ehrengast eingeladen gewesen: "Der Landeshauptmann hat nie auf diese Sitzplätze bestanden". Das sagt auch Peter Kirchweger, Pressesprecher von Erwin Pröll. "Natürlich können die Herrschaften auf ihren Plätzen sitzen."

Happy End? Eher nicht. Sabine und Andreas Kostal konnte das Angebot nicht besänftigen. Sie verzichten auf die Plätze und werden den Abend daheim verbringen.

Aufgrund diffamierender Postings wurde die Kommentar-Funktion deaktiviert.

Kommentare