"Wachau wird zu warm für Weißwein"
Es war der kühlste Sommer seit neun Jahren. Allein in Graz, Innsbruck und Salzburg gab es gleich 20 Prozent weniger Sommertage als in einem durchschnittlichen Sommer. Der erste Klimabericht Österreich, der am Mittwoch präsentiert wurde, spricht jedoch eine andere Sprache. Auf 1000 Seiten haben 240 Wissenschaftler dokumentiert, dass der Alpenraum in Österreich besonders stark vom Klimawandel betroffen ist. Im globalen Vergleich sind die Temperaturen seit 1880 hier gleich um zwei Grad gestiegen. International hingegen nur um 0,8 Grad. Die Gründe dafür erklärt die Herausgeberin des Klimaberichts, Helga Kromp-Kolb, im KURIER-Interview.
KURIER: Frau Kromp-Kolb, wie kann es sein, dass es laut Klimabericht in Österreich immer wärmer wird und trotzdem der Sommer verregnet war wie schon lange nicht mehr?
Was sind die Gründe, dass Österreich von der globalen Erwärmung stärker betroffen ist?
Es ist so, dass wir alle Emissionen in den selben Topf – nämlich die Atmosphäre – einzahlen. Wir spüren natürlich die Sünden der ganzen Welt. Die lokalen Auswirkungen hängen aber mit der regionalen Topografie zusammen. Wir sind keine Insel im Meer. Das hätte einen Vorteil, weil das Meer die Erwärmung dämpft. Am Kontinent schreitet die Erwärmung viel schneller voran. Dazu kommt, dass die Schneedecken weniger werden. Die dunkle Oberfläche absorbiert mehr Sonnenstrahlung als eine schneebedeckte Fläche. Das ist ein selbstverstärkender Prozess. Das ist nicht nur im Gebirge so, sondern auch in der Arktis. Sie hat am Ende des Sommers nur die Hälfte des Eises im Vergleich zu früher.
Welchen Zeitraum meinen Sie genau mit "früher"?
Früher heißt bis zum Jahr 2006. Danach ist das Eis der Arktis abrupt abgeschmolzen. Das heißt, durch das Abschmelzen ist jetzt eine größere Fläche dunkler Ozean. Das hat zur Folge, dass die Arktis sich noch schneller erwärmt.
Wie wird der Klimawandel Österreich in 30 Jahren verändern?
Droht auch ein Trinkwasserproblem?
Bei ungeschickter Handhabung des Wasserproblems kann das natürlich passieren. Wir haben jetzt schon phasenweise in der Steiermark Trinkwasserprobleme.
Wenn es wärmer wird, wird dann auch die Weinanbaufläche in Österreich größer?
Das wird durchaus passieren. Eine Region wie die Wachau wird für den Weißwein zu warm werden. In Regionen, wo jetzt schon Rotwein produziert wird, werden die Winzer in die obere Skala der Rebsorten gehen müssen.
Würden Sie jetzt noch einem Unternehmer empfehlen, ein Hotel in einer Skiregion zu bauen?
80 Prozent der Gletscher werden bis Ende des Jahrhunderts weg sein – aber nur dann, wenn wir jetzt Maßnahmen gegen die Erwärmung einleiten. Passiert das nicht, sind bis zum Ende Jahrhunderts alle Gletscher in Österreich verschwunden.
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