Vom Kieferpatienten zum Erfinder

Erfinderduo Mario Rameder (l.) und Michael Rauchegger
Zwei Schüler der HTL Waidhofen/Ybbs entwickelten Konstruktion für die Therapie von Patienten mit Kiefer-Fehlbildungen.

Mit einem Maturaprojekt, das im wahrsten Sinn in die Knochen fährt, sorgen zwei angehende Wirtschaftsingenieure aus Waidhofen an der Ybbs für Aufsehen. Michael Rauchegger und sein Kollege Mario Rameder haben sich in ihrer Diplomarbeit der chirurgischen Medizin gewidmet. Sie erarbeiteten eine neuartige Konstruktion für die Therapie von Patienten mit der Fehlbildung "Lippen-Kiefer-Gaumenspalte". Einen ersten Erfinderpreis und ein laufendes Patentierungsverfahren können die beiden Maturanten bereits verbuchen.Knochenschrauben"Der Gedanke, ein Projekt in diese Richtung anzugehen, kam mir in der zweiten HTL-Klasse", sagt Michael Rauchegger. Eigene leidvolle Erfahrungen brachten den Technik-Schüler auf die Idee Menschen, die an einer "Hasenscharte" oder an einem "Wolfsrachen" leiden, Linderung zu bescheren. Michael (18) musste selbst sechs Operationen an seinem Oberkiefer über sich ergehen lassen.Am Bedarf des medizintechnischen Geräts, das Distraktor genannt und in der Mundhöhle zur Gaumenregulierung fixiert wird, mangelt es nicht. Immerhin kommt in Mitteleuropa bereits eines von 500 Kindern mit einer derartigen Fehlbildung zur Welt.

Für ihr Vorhaben suchten sich die zwei Maturanten Partner im AKH Linz und in der FH Hagenberg, OÖ. Acht Mal reisten Rauchegger und Rameder zu Chirurgen und Zahntechnikern, um ihren "Optimierten Distraktor" zu besprechen und beurteilen zu lassen. Konkret wird dabei eine Gaumenspange mit Schrauben in den Kieferknochen fixiert. "Damit fällt vor allem der große Schmerz, den andere Konstruktionen auf der Schleimhaut des Patienten verursachen, weg", erklärt der Erfinder. Im hauseigenen 3D-Drucker des AKH Linz wurde das erste Modell gefertigt. In der FH Hagenberg wird jetzt der erste Protyp mit den entsprechenden Knochenschrauben aus Titan produziert.

Bis Chirurgen in den OP-Sälen der Spitäler tatsächlich zu den Distraktoren aus der Waidhofener Technik-Schmiede greifen können, sind noch Versuche und medizinische Zertifizierungen notwendig, weiß Rauchegger. Wichtig sei für ihn und seinen Kollegen, dass mit dem Projekt die Matura positiv bewältigt wird. Für die Maturareise hat sich das Duo bereits einen netten Polster erwirtschaftet. In Konkurrenz zu 40 Projekten aus den Schulen der Region setzte sich das Distraktoren-Projekt beim "Mostviertler Schul-Innovationspreis", den die Hightech-Firma ESA aus Viehdorf und die Wirtschaftskammer ausgelobt haben, als Gewinner durch. 3000 Euro streiften die Sieger ein.

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