TV-Duelle: Harte Bandagen und Friedensangebot

Die Spitzenkanditaten, Klubobfrau der Gruenen NÖ Madeleine Petrovic, Landeshauptmann Erwin Pröll, Moderatorin Christiane Teschl, LHStv. Sepp Leitner und Landesrätin Barbara Rosenkranz vor Beginn der "Fernseh-Pressestunde der NÖ-Spitzenkanditaten am Sonntag, 24. Februar 2013 in St. Pölten. APA-FOTO: HERBERT P. OCZERET
Rot, Blau, Grüne forderten Pröll bei Veranlagungen heraus.

Vier Spitzenkandidaten, eine Moderatorin und ein leerer Sessel im Landhausschiff: In Niederösterreich verlief die ORF-Elefantenrunde anders als gewohnt. Frank Stronach kam gar nicht nach St. Pölten, sondern bevorzugte eine Solo-Vorstellung im Privat-TV in Wien (siehe unten).

„Er hat uns einen Korb gegeben“, weil er zu keiner TV-Konfrontation gehe, wo „jeder gegen jeden brüllt“, verlas Moderatorin Christiane Teschl aus dem Absage-Mail.

Gebrüllt, wie Stronach es vermutet hat, wurde nicht. Aber Rot, Blau und Grün versuchten Landeshauptmann Erwin Pröll zumindest bei zwei Themen in die Mangel zu nehmen. Der Dauerbrenner der Veranlagung von Wohnbaugeldern und die absolute Mehrheit der ÖVP in Niederösterreich, das wollten SPÖ-Landesvize Josef Leitner, die Freiheitliche Barbara Rosenkranz und Madeleine Petrovic von den Grünen groß thematisieren.

Die große Bombe platzte nicht. Denn die meisten Vorwürfe klangen nicht neu. „Ohne Veranlagung hätten wir jedes Jahr 150 Millionen Euro sicher im Budget “, legte die in TV-Debatten erprobte Grünen-Chefin vor. Sie hatte leichtes Spiel, weil nur ihre Partei vor mehr als zehn Jahren gegen den Verkauf der Wohnbaugelder war.

„Casino-Tisch“

SPÖ-Leitner, der zum ersten Mal an einer Elefantenrunde teilnahm, konnte daher nur bedingt in die Offensive gehen: „Am Casino-Tisch Erträge zu erwirtschaften, das ist gewaltig in die Hose gegangen“, meinte er angriffig. Dass seine Partei seinerzeit bei der Veranlagung mitging, sei ein Fehler gewesen.

Unglücklich verlief sein Versuch, mit einem Taferl aufzuzeigen, dass dem Landesbudget „schon 1,8 Milliarden fehlen“ würden. Leitner berührte mit dem Taferl sein Mikro und kam daher mit abgehackter Stimme beim TV-Publikum an.

In einem weiteren Punkt waren sich Rot, Blau und Grün einig: Prölls absolute Mehrheit müsse fallen. Das schmeckte dem Landeschef ganz und gar nicht. Er warb in eigener Sache wieder um eine klare Mehrheit.

Bei der Veranlagung zeigte der Landeshauptmann auch wenig Wirkung. Rot und Blau hätten damals mitgemacht, konterte er. Mittlerweile seien 824 Millionen Euro Ertrag erwirtschaftet worden. Und von den veranlagten 4,4 Milliarden habe man 1,9 Milliarden Euro herausgenommen und zum Teil investiert. So seien 20.000 Arbeitsplätze geschaffen worden.

Überraschend stimmten die Kontrahenten zwischendurch auch versöhnliche Töne an. Pröll will mit Petrovic nach der Wahl über den Ausbau der Öffis reden. Alle Parteien lud er ein, nach der Wahl „zum konstruktiven Weg“ zurückzukehren.

Ein Hoppala gab es in der Schlussrunde. SPÖ-Leitner wurde von den Kameras nicht richtig eingefangen und sprach am Publikum vorbei.

Frank Stronach wollte nicht an der ORF-Elefantenrunde teilnehmen. Er wollte ein TV-Duell mit Erwin Pröll. Weil ihm dieser Wunsch nicht erfüllt wurde, ging Stronach gestern ins Puls4-Studio

Die TV-Konfrontation in Niederösterreich kanzelte er als „lauwarme Diskussion“ ab, „weil keiner was von der Wirtschaft versteht“. Für Pröll hatte er nur Häme übrig.

Dieser werde als einer der schlechtesten Landeshauptleute in die Geschichte eingehen, ätzte der Neo-Politiker. Er verstehe nicht, „warum die Niederösterreicher so einen Feigling wählen“, der nicht bereit sei, mit ihm zu diskutieren. Stronach will sich allerdings auch keinen TV-Konfrontationen vor der Nationalratswahl stellen. Für sich selbst fand er nur lobende Worte. Er verwies auf 2000 Arbeitsplätze, die er in Niederösterreich geschaffen habe. Vorwürfe, wonach im Magna Racino weit weniger Menschen tätig seien als angekündigt, ließ er nicht gelten. Auch dass er das Schloss Reifnitz (Kärnten) nicht – wie versprochen – in ein Hotel umgebaut hat, wies er zurück. Der Milliardär meint, er verdiene „eine Ehrenmedaille“, weil er das Schloss „vor dem Verfall gerettet“ habe.

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