Traiskirchen: Nicht mehr nur Krisenmanagement

Kilian Kleinschmidt beim Rundgang durch die Erstaufnahmestelle in Traiskirchen. Seit September berät er das Innenministerium.
Binnen weniger Wochen haben sich die Zustände im Flüchtlingslager offenbar normalisiert.

Vor Spielfeld und Nickelsdorf war Traiskirchen. Mehr als 4500 Menschen, die in der Erstaufnahmestelle zum Teil in Zelten, zum Teil unter freiem Himmel lebten, waren noch Anfang September das Symbol für die Flüchtlingskrise. Damals, als der Deutsche Kilian Kleinschmidt Berater des Innenministeriums wurde.

Keine zwei Monate später zog er ein Zwischenresümee. Mittlerweile dominieren die Bilder von der Grenze – in Traiskirchen haben sich die Zustände indes schon beinahe normalisiert. "Sie waren im Sommer einfach nicht akzeptabel. Jetzt ist die Lage längst noch nicht perfekt, aber es geht wieder um Versorgung, nicht mehr nur um Krisenmanagement", sagt Kleinschmidt bei einem Rundgang durchs Lager. "Team Traiskirchen" nennt er sich und die Mitarbeiter des Innenministeriums dabei.

1800 Menschen

Der 53-Jährige engagiert sich seit 1988 in der humanitären Hilfe. Bekannt wurde er insbesondere, als er das Flüchtlingslager Zataari in Jordanien managte, in dem bis zu 120.000 Menschen lebten. Kleinschmidt war außerdem in Krisengebieten wie Somalia, Kongo, Ruanda, Sri Lanka oder dem Kosovo im Einsatz.

Die Zahlen lassen sich nicht vergleichen. In der Erstaufnahmestelle Traiskirchen leben derzeit knapp 1800 Menschen. Manche bleiben nur kurz und werden dann in andere Quartiere gebracht. Große Herausforderungen gibt es dennoch.

Viele der 1200 unbegleiteten Minderjährigen bleiben mangels geeigneter Langzeitquartiere oft länger in Traiskirchen. Das Flüchtlingslager entwickelt sich zu einem überdimensionalen Jugendheim. "Da müssen wir dringend alle die Köpfe zusammenstecken und Lösungen finden", sagt Kleinschmidt, "das ist aber auch kein österreichisches Problem – ich komme gerade aus Deutschland, wo die Situation ähnlich ist."

Der Unterschied zum Sommer ist dennoch augenscheinlich: Wo vor wenigen Wochen noch Gruppen von jungen Männern nichts anderes übrig blieb, als herumzulungern, spielen jetzt Burschen Volleyball. Auch der Spielplatz ist wieder im Betrieb.

"Als wir noch mehr als 4000 Menschen im Lager hatten, war das einfach nicht möglich, weil überall Menschen waren", so Kleinschmidt. Eine funktionierende Rechtsberatung, Unterricht für die Jugendlichen, Freizeitmöglichkeiten und Sozialarbeiter, die tatsächlich ihrer Arbeit nachgehen können, sind ihm ein Anliegen. 1:18 betrage das Betreuungsverhältnis derzeit.

Leere Zelte

Zwei Zwischenziele scheinen Kleinschmidt besonders wichtig. Einerseits der Kindergarten, der seit Kurzem wieder in Betrieb ist. Als er ihn betritt, ist er schnell umringt von Kindern.

Andererseits das leere Zeltlager auf dem angrenzenden Gelände der Sicherheitsakademie. "Es war eines unserer wichtigsten Ziele, diese Zelte leer zu bekommen. Und etwa seit einer Woche ist das letzte leer", erklärt Kleinschmidt. Das soll auch so bleiben, schnellstmöglich sollen die Zelte abgebaut werden. "Sie müssen einfach weg", meint Kleinschmidt.

Dass sie überhaupt noch stehen, hat praktische Gründe. Sie müssen erst trocken werden, sonst werden die verpackten Zelte kaputt und sind dann etwa für den Katastrophenschutz nicht mehr zu gebrauchen.

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