Keine Gnade für Lebenslangen

A. Szabo
Gericht ließ Sterbenskranken nicht frei. Am Donnerstag starb der verurteilte Mörder.

Wenn hier nicht rasch gehandelt wird, wird er im Häf’n sterben und es gibt den nächsten Justizskandal". Was Strafverteidiger Nikolaus Rast vergangenen Dezember im KURIER prophezeite, ist diese Woche eingetreten. Das Landesgericht Krems hat sich ein Jahr standhaft geweigert, einen schwer herzkranken Mörder der Justizanstalt Stein freizulassen – und das trotz eindeutiger Gutachten, die dem Mann Haftunfähigkeit attestierten.

Selbst die Justizanstalt hatte sich für die Freilassung des sterbenskranken Mannes stark gemacht – ohne Erfolg. Antal Szabo (62) starb in der Nacht auf Donnerstag um 2.30 Uhr nachts an den Folgen seines schweren Herzleidens, wie die Obduktion ergab. Daran konnte auch eine Verlegung aus der Sonderkrankenanstalt des Gefängnisses in das Landesklinikum Krems nichts mehr ändern.

Für Rast ist es der Paradefall eines Justizirrtums. "Ich habe drei Mal durch alle Instanzen versucht, ihn frei zu bekommen. Selbst der Gutachter des Gerichts bestätigte die Haftunfähigkeit", so der Verteidiger. Warum der zuständige Richter am Landesgericht Krems dennoch anders entschied, wollte Gerichtssprecherin Susanne Daniel nicht kommentieren. Die Inhalte dieses Verfahrens seien nicht öffentlich.

Szabo war 2012 wegen des Mordes an seiner Frau vom Landesgericht Wiener Neustadt zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Sein Gesundheitszustand hatte sich danach zusehends verschlechtert. In Befunden vom 28. Oktober und 4. November war von einer "katastrophalen Herzfunktion" von nur noch zehn Prozent die Rede.

Pietätlos

"Er konnte keinen Schritt mehr gehen. Wem hätte er gefährlich werden sollen?", sagt Rast. Auch der Leiter der Justizanstalt Stein, Brigadier Bruno Sladek, ist unglücklich über den Hergang: "Mir wäre es auch lieber gewesen, er hätte würdevoll in Freiheit sterben können. Das wäre ein pietätvoller Umgang mit dem Tod gewesen."

Der Häftling musste laut Sladek zuletzt intensivst auf der Krankenabteilung betreut werden: "Wegen seines Zustandes wurde er immer wieder in das Krankenhaus gebracht. Wir haben auch nur begrenzte medizinische Möglichkeiten."

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