Tigerbabys dürfen bleiben

Überraschungseffekt zum Prozessstart um die weißen Tiger: Mediation soll raschen, außergerichtlichen Kompromiss bringen.

Kamerateams und zahlreiche Journalisten drängten sich Freitagnachmittag in den Saal 209 des Landesgerichts St. Pölten in Niederösterreich. Obwohl es nur um einen "kleinen" Zivilprozess geht ist das Interesse riesengroß. Kein Wunder, muss doch Richterin Daniela Puschkarski entscheiden, ob die weißen Tiger in Österreich bleiben dürfen oder nicht. Über Hintergründe der tierischen Klage hat der KURIER schon berichtet. Herbert Eder, der Chef des Tierparks in Kernhof, holte im Vorjahr Tiger-Mama Burani vom Safaripark Stukenbrock (Deutschland) nach Kernhof. Burani sollte gemeinsam mit Samir für Nachwuchs sorgen, was vor einigen Monaten auch gelang. Sie brachte Tiger-Drillinge zur Welt, die seitdem für riesiges Publikumsinteresse sorgen. Allerdings hatte Eder die Tigerin nur geliehen, der Vertrag beinhaltete eine Kaufoption. Doch Eder brachte das Tier nicht zurück, aus der Sicht der Deutschen verzichtete er somit auch auf die Kaufoption. Deshalb klagten sie.

Kühle Stimmung

"Ich habe noch nie auf die Herausgabe von Tigern geklagt", scherzt der Wiener Anwalt Michael Cermak. Im Gerichtssaal wurde die Stimmung dann aber deutlich kühler. Denn bevor die Klägerseite überhaupt über eine einvernehmliche Lösung sprechen wollte, musste Eder eine Behauptung zurückziehen, die er auch im KURIER getätigt hatte. Er gab an, dass er Informationen bekommen hätte, dass weiße Tiger in Deutschland nach China gebracht und dort zu Potenzmittel verarbeitet werden. Eder gab nach und distanzierte sich von dieser Aussage.

Auch entzog der deutsche Kläger Eder das Du-Wort und verweigerte einen begrüßenden Händedruck. Nach einleitendem Juristengeplänkel erklärte die Richterin "ich sehe, dass es beiden Seiten ums Wohl der Tiere geht", bevor sie eine Chance zum Prozess-Abschneider anbot: eine außergerichtliche Mediation. "Die kann mit einer Vereinbarung enden, muss aber nicht", präzisierte Maria Michalitsch vom Handelsgericht Wien. "Wir haben damit eine Erfolgsrate von 80 Prozent."

Unverrückbar

Das zugeworfene Hölzel nahmen beide an. Anfang Dezember wollen sie in Wien an neutralem Ort um eine Lösung im Gezerre ringen. Sollte die Klausur scheitern, steht der nächste Verhandlungstermin mit 9. März schon fest. Vorerst unverrückbare Standpunkte: Die Deutschen wollen gegen Rückzahlung von 13.000 Euro Kaufoptionsentgelt die Tiger-Mama und die Jungen (Wert angeblich je 25.000 Euro) zurück. Eder lehnt das jedoch kategorisch ab. "Alles, was zum Wohl der Tiger geschehen kann, wird gemacht. Zuerst die Tiere und dann der Rest der Welt", erklärte Eder nach Prozessende. Klägeranwalt Cermak: "Die Mediation ist eine sehr gute Idee und wir werden alles unternehmen, um zu einem positiven Ausgang zu kommen."

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