Sprung vorwärts nach Verlust des Arbeitsplatzes

Ulli Fink (r.) entfloh der Arbeitslosigkeit mit eigenem geschmackvollen Textil- und Kunsthandwerksgeschäft. Besucherin Nationalrätin Ulrike Königsberger-Ludwig zeigte sich angetan
Mit Ehrgeiz und Mut eigene Unabhängigkeit geschaffen. Jungunternehmerin mit 49 Jahren schaffte Neustart in Amstetten.

Um die 50 Jahre und plötzlich arbeitslos. Ulli Fink, 49, hat das Schicksal, das derzeit epidemieartig Tausende ereilt, selbst erlebt. Zwei Jahre lebte sie zwischen AMS-Kursen, geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen und Jobangeboten ohne Substanz auf einer emotionalen und existenziellen Hochschaubahn. Mit einem Sprung vorwärts hat Fink nun als Unternehmerin ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen.

"L3" für "Leben, Lieben Lachen", heißt ihr schmucker bunter Einkaufsladen in unmittelbarer Nähe zum Amstettener Hauptplatz. Zuletzt stundenweise in einem Shop mit indischen Textilien beschäftigt, stand Fink erneut auf der Straße, als das Geschäft plötzlich wieder zusperrte.

Funke

Doch das war der zündende Funke zum Sprung in Selbstständigkeit für die handwerklich interessierte Frau. "Auf keinen Fall wollte ich zurück in die AMS-Mühlen. In der früheren Firma war ich organisatorisch für viele Bereiche und das Seminarwesen zuständig. Nach der Kündigung war es schwer zu beschreiben, welche Arbeit ich genau verrichtet habe", erzählt die nunmehrige Jungunternehmerin. Etliche Kurse musste sie im Auftrag des AMS Melk absolvieren. Auch einen für Persönlichkeitstraining. "Nach zwei Wochen hab’ ich das Programm geleitet; die zwei Trainerinnen waren nett, aber unerfahren". Jobangebote, etwa als Putzfrau, waren für die finanziell Alleinstehende wegen des niedrigen Lohns inakzeptabel.

Bürokratie

"Hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, gäbe es mein Geschäft jetzt nicht", erzählt Ulli Fink auch der SPÖ-Nationalrätin und interessierten Besucherin Ulrike Königsberger-Ludwig. Doch am Weg durch die Bürokratie hatte sie auch Glück. "Die Hilfe des RIZ Amstetten (Regionales Innovationszentrum, Anm.) war Spitze. Dort wurde mir unkompliziert und kompetent geholfen".

Dankbarkeit ist auch in ihrem Geschäft zu spüren. Einerseits haben ihr Freunde kleine Summen für den Start geliehen, andererseits bietet sie Mostviertler Kunsthandwerkern in ihrem "L3" ein Schaufenster für Außergewöhnliches aus Holz, Metall oder Wolle. Schönes aus aller Welt mit einem Schwerpunkt für indische Mode, Accessoires oder trendiger Ware wie esoterische Räucherstäbchen und Tongeschirr holt sich die Ein-Frau-Firma ebenfalls über ein Netzwerk an Bekannten aus aller Welt. Und wer Waren aus Nepal kauft, unterstützt damit auch ein lokales Schulprojekt.

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