So helfen Kirche und Land den Flüchtlingen

Küng besuchte die neuen Bewohner der „Schreck-Villa“
St. Pölten. Bischofsvilla als Zufluchtsort, Landesrätin und Stadtchef starten Kindergarten–Projekt.

Frau U. hat überlebt. Sie entkam den Schlächtern der Terrorgruppe Boko Haram und flüchtete über abenteuerliche Pfade von Nigeria nach Österreich. Seit ein paar Monaten lebt die 30-Jährige in St. Pölten. Mit elf weiteren Flüchtlingen ist sie in der "Schreck-Villa" untergebracht. Das Haus diente dem ehemaligen Bischof Kurt Krenn in seinen letzten Lebensjahren als Domizil.

Ehrenamtliche Helfer kümmern sich seit Dezember 2014 um das Wohlergehen der Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten. Am Mittwoch bekamen sie Besuch von Bischof Klaus Küng. Er berichtete, dass mittlerweile mehr als 30 Pfarren in der Begleitung und Betreuung von rund 100 Flüchtlingen aktiv sind. "Uns geht es nicht nur darum, für die Menschen Quartiere zu suchen, sondern um wirkliche Aufnahme", sagte Küng. Ihm ist aber auch wichtig, dass die betroffenen Menschen Deutsch lernen. "Damit werden sie selbstständiger und können sich besser integrieren." Gemeinsam mit Dompfarrer Norbert Burmettler überbrachte der Bischof Haushaltsgeräte und Lebensmittel, die von der Bevölkerung gespendet wurden. "Es ist für mich eine Freude zu erleben, wie groß die Hilfsbereitschaft der Bürger ist", erzählte Burmettler.

Traumatisiert

Eine große Herausforderung für die Kirche, aber auch für das Land NÖ ist die Betreuung der Flüchtlingskinder. In St. Pölten leben derzeit 30 Mädchen und Burschen im Flüchtlingsstatus, die Anspruch auf Kindergartenplätze haben.

So helfen Kirche und Land den Flüchtlingen
stadler schwarz
Die Kleinen, die aus Afghanistan, Syrien, Pakistan und dem Irak stammen, sind ob ihrer Kriegserlebnisse oft traumatisiert und benötigen eine besondere Betreuung. In einem Pilotprojekt werden Kindergartenteams nun speziell geschult, um diese neuen Herausforderungen meistern zu können. Die Betreuer können unter anderem Workshops besuchen, in denen das Thema posttraumatische Belastungsstörungen behandelt wird. Zudem sollen interkulturelle Mitarbeiter verstärkt zum Einsatz kommen. "Sie haben selbst einen Migrationshintergrund und werden daher oft zu Vertrauenspersonen für die Familien", sagte Landesrätin Barbara Schwarz. Stadtchef Matthias Stadler betonte, "dass man durch diese Maßnahmen gezielt Ängste nehmen kann".

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