Schloss Buchberg am Kamp: Moderne Kunst trifft Mittelalter

Die Geschichte des Schlosses im Waldviertel reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück
Die „Burgherren“ Dieter und Gertraud Bogner bieten im Schloss Raum für Kunstinstallationen.

Mit aufmerksamen Blick wandert Dieter Bogner durch die Räume seines Schlosses. Wobei: Wie in einer mittelalterlichen Feste fühlt man sich hier weniger. Eher wie in einem zeitgenössischen Museum. Kein Raum gleicht dem anderen, jeder wurde von einem anderen Künstler interpretiert und gestaltet.

Die Wände der großen Halle etwa hat der österreichische Vertreter der konkreten Malerei, Oskar Putz, in einem grellen Pink bemalt. Ein weiterer Raum erleuchtet in Neon-Gelb, designt vom Deutschen Thomas Kaminsky.

Auch der 2016 verstorbene Bildhauer Roland Goeschl hinterließ ein Andenken: Seine Raum-Eck-Konstellation aus roten, blauen, gelben und schwarzen Dreiecken sorgt für neue Denkweisen innerhalb der vier Wände.

Schloss Buchberg am Kamp: Moderne Kunst trifft Mittelalter

Roland Goeschls "Raum-Eck-Komposition"

40 Jahre Zeitgenuss

Freunde der Modernen kennen Schlossherrn Dieter Bogner als Förderer der geometrisch-abstrakten Kunst. 1989 erarbeitete der heute 76-jährige Wiener das Konzept für das Museumsquartier und leitete dessen Planungen von 1990 bis 1994 als Geschäftsführer. Von Juli 2016 bis Januar 2017 war er interimistischer kaufmännischen Geschäftsführer der Österreichischen Galerie Belvedere. Zudem lehrt er am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien.

Schloss Buchberg am Kamp: Moderne Kunst trifft Mittelalter

Die Eigentümer Dieter und Gertraud Bogner

Seit 1965 gehört das Schloss im Kamptal im Waldviertel, das im 12. Jahrhundert gebaut wurde und ursprünglich im Besitz einer Ministerialenfamilie der Kuenringer war, der Familie Bogner. Im Laufe seiner langen Geschichte wurde das Schloss immer wieder durch Zubauten und Umbauten neu gestaltet. Mit seiner Frau Gertraud installierte Dieter Bogner 1979 den privaten Kunstraum.

Keine Grenzen

Eine der wohl beeindruckendsten Kunstinstallationen befindet sich im runden Dachgeschoß. Der tschechische Bildhauer Stanislav Kolíbal kreierte hier 1992 eine zehn Meter große, knapp über dem Boden scheinbar schwebenden Scheibe aus Holz und nannte sie „Fundort Dachboden“.

Mit dem heute 93-Jährigen Künstler ist Bogner übrigens eng befreundet. Bei der Venedig-Biennale 2019 fungierte er als Kurator für den Pavillon Tschechiens und richtete dort Kolíbal eine Personale aus

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Stanislav Kolíbals "Fundort Dachboden"

Andere Künstler verließen den Innenraum und schufen Kunst unter freiem Himmel: Bernhard Leitner bringt den Innenhof zum Klingen, Heimo Zobernig entwarf einen Laubengang, den er dem Ehepaar Bogner widmete. Dan Graham installierte einen Glaspavillon mit dem Namen „Star of David“ in dem ehemaligen Ziergarten.

Erst im Vorjahr kamen sechs weitere Installationen dazu. Etwa von Dorit Margreiter oder Josef Dabernig. Der Kunstraum wird ständig erweitert, die Installationen sind aber auf Dauer angelegt und beständig.

„Ich lebe nicht primär für die Kunst. Ich finde es aber sinnvoll, ihr möglichst viel Raum zu geben, um sich entfalten zu können“, erklärt sich Bogner. Raum, den Interessierte übrigens nach Vereinbarung besuchen können.

Kunstraum Buchberg

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