Schlepper-Prozess: "Habe keine Millionen verdient"

Stillstand im Schlepper-Prozess: Richterin muss den Akt überarbeiten
Erstangeklagter räumte ein, vielen geholfen zu haben.

Tag 24 im Wiener Neustädter Schlepper-Prozess: Am Mittwoch sind weitere Bänder von Telefonüberwachungen abgespielt worden. Der Erstangeklagte stellte nicht in Abrede, Landsleuten geholfen zu haben, er habe aber nicht daran verdient. Acht Männern aus Afghanistan, Pakistan und Indien wird Schlepperei im Rahmen einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.

Das Anhören der in Panjabi und Urdu geführten Gespräche schien den Erstangeklagten bereits zu nerven. "Was steht da alles in der Anklage drinnen über mich?", fragte er angesichts seiner umfangreichen ergänzenden Befragung. "Ich kann Sie beruhigen, es sind 74 Anklagepunkte", erklärte die vorsitzende Richterin Petra Harbich.

Kryptische Telefonate

Aus dem Abspielen der Telefonüberwachungsbänder ging bisher lediglich hervor, dass die Angeklagten Hilfsdienste beim Schleusen von Landsleuten geleistet hatten. Die mitgeschnittenen Gespräche sind sehr kryptisch geführt: "Das Geld von den Burschen wird kommen", "sie sind an der Grenze, ich will mein Geld" oder "bring sie nach Hause, morgen überweise ich dir das Geld", lauten etwa Passagen aus den Übersetzungen, aus denen der Vorwurf der Schlepperei abgeleitet wird.

Die Mehrzahl der Angeklagten bekannte sich zu Prozessbeginn dieser Hilfsdienste schuldig. Am Mittwoch ergänzte der Erstangeklagte: "Ich kann nicht sagen, dass ich ein, zwei, drei oder vier Leuten geholfen habe - ich habe vielen geholfen. Aber wenn ich daran verdient hätte, hätten Sie es schon gesehen", meinte der Pakistaner zu Richterin. "Dann hätte ich eine eigene Wohnung. Aber ich habe nicht einmal ein Konto. Ich habe keine Millionen verdient. Wenn überhaupt, dann habe ich jeweils zehn Euro bekommen. Damit habe ich mir Essen und Haschisch gekauft. Es war gerade zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel." Konter der Richterin: "Das Gesetz sieht auch keinen Geldbetrag vor, ab dem man sich der Schlepperei schuldig macht."

Morgen, Donnerstag, ist der nächste Verhandlungstag in dem seit März laufenden Verfahren gegen die Asylwerber, darunter einstige Servitenkloster-Flüchtlinge. Die Telefonüberwachungen bilden die Basis der Anklage, sind jedoch umstritten, da bei der Übersetzung durch Polizei-Dolmetscher Fehler passiert sein dürften.

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