Schlammschlacht nach Hochwasser

Auch Freiwillige und Soldaten des Bundesheers halfen bei der Räumung der Schlammmassen, die sich in Kritzendorf angesammelt hatten
Der Verbund-Konzern spricht von "höherer Gewalt" und weist Schadensersatz-Ansprüche zurück.

"Das war ein katastrophales Hochwasser, wie es nur alle 300 Jahre vorkommt und nicht vom Donaukraftwerk verursacht, sondern eindeutig höhere Gewalt." Florian Seidl, Sprecher des Verbund-Konzerns, weist damit eine hohe Schadensersatz-Forderung der Stadtgemeinde Klosterneuburg zurück.

Schlammschlacht nach Hochwasser
Ganz ähnlich argumentieren auch die Anwälte des größten heimischen Stromerzeugers. Wie der KURIER berichtete, hat die Stadtgemeinde die Verbund-Tochter Austrian Hydropower – sie ist Betreiber des Donaukraftwerks Greifenstein – auf 550.000 Euro Schadensersatz für die Räumungskosten der bis zu einem Meter hohen Schlammschicht geklagt, die nach dem Donau-Hochwasser im Juni des Vorjahrs die Siedlung Strombad Kritzendorf bedeckte.

Jetzt liegt die Klagsbeantwortung des Stromkonzerns vor. "Sie bestreiten, dass der Schlamm in der Siedlung auf das Kraftwerk zurückzuführen ist", sagen die Rechtsanwälte Gerhard Renner und Gerd Höllerl, die im Namen der Stadt Klage beim Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen führen. Demnach argumentieren die Juristen des Verbund-Konzerns, der Schlamm habe sich schon immer in der Donau befunden; das Kraftwerk Greifenstein habe darauf keine wesentlichen Auswirkungen.

Schlammschicht

"In der Klagsbeantwortung wird auch behauptet, es gebe keine Schlammablagerungen im Staubereich des Donaukraftwerks", sagt Wasserrechts-Experte Renner. Der Jurist hat allerdings Unterlagen einer Staustufe an der Donau in OÖ, die die Ausbildung einer mehrere Meter dicken Schlammschicht binnen weniger Jahre nach Errichtung des Kraftwerks dokumentiert. Es sei davon auszugehen, dass dies auch auf Greifenstein zutreffe.

Gerd Höllerl, der auch Obmann des Kritzendorfer Siedlervereins ist, kann dem Argument, das Hochwasser sei "höhere Gewalt" nichts abgewinnen: "Es gibt Höchstgericht-Entscheidungen, wonach hundertjährige Hochwässer nicht als höhere Gewalt gelten. Der Schlamm gehört zur typischen Betriebsgefahr einer Kraftwerks- anlage."

Verhandlung

Jetzt bleibt abzuwarten, wie das Gericht die Argumente bewertet. Renner und Höllerl rechnen mit einen Verhandlungstermin im Herbst. Dass es rasch zu einem rechtskräftigen Urteil kommt, glauben die Juristen allerdings nicht. "Wenn wir Recht bekommen, wird der Verbund das Urteil bekämpfen, bis Entschädigungsansprüche Dritter verjährt sind."

Dazu könnte auch das Stift Klosterneuburg zählen: Die Chorherren prüfen, ob sie Schäden in den Donau-Auen geltend machen. Zu einer Stellungnahme war am Mittwoch aber trotz Anfrage niemand im Stift bereit.

Verbund-Sprecher Seidl versteht die Aufregung nicht. Er argumentiert, dass es im gesamten 20. Jahrhundert kein Donau-Hochwasser gegeben habe, das jenem des Vorjahrs nahe gekommen sei.

Strombad. Im Strombad Kritzendorf kann man sich nicht nur vorzüglich im kühlen Wasser der Donau erfrischen, hier gibt es auch eine Badesiedlung mit hundertjähriger Tradition.

Am kommenden Sonntag lädt der Verein "Kulturinsel" zum "Krido-Open" 2014. Ab 10.30 Uhr gibt es im gesamten Strombad-Areal Spiele, Kultur und Kulinarik, das Programm reicht von einer Kochshow mit "Silent Cook" Patrick Müller über eine "Hochwasser-Installation" bis zum Wasserski-Line-Dance. Ab 18 Uhr gibt es auf der Donau-Wiese ein Abschlusskonzert mit Ernst Molden, Nino aus Wien und Walther Soyka.

Bereits am Tag zuvor wird im zweiten großen Klosterneuburger Bad gefeiert. Am 26. Juli steigt das diesjährige Strandbadfest. Auch hier gibt es Gastronomie, ein Aktionsprogramm und viel Musik – unter anderem mit den jungen Klosterneuburger Bands ACT (19 Uhr) und K3 (20 Uhr) sowie einer DJ-Line bis nach Mitternacht.www.kulturinsel.at

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