"Sarah und die Küchenkinder"

Sarah Wieners umstrittene Koch-Doku ist angelaufen. Im Vorfeld sorgte die Schlachtung eines Kaninchens vor Jugendlichen für Diskussionen.

Zwölf Kinder treffen in Südfrankreich auf die Star-Köchin Sarah Wiener und lernen innerhalb eines Monats Kochen. Das ist das Konzept der ab sofort täglich laufenden ARTE Koch-Doku mit dem österreichischen Kochexport. Sarah Wiener begibt sich nach ihren kulinarischen Reisen durch Italien und Frankreich auf neues kulinarisch-televisuelles Terrain. Kinder sind der Spitzenköchin, die in Deutschland mehrere Restaurants und ein Catering-Unternehmen leitet sowie regelmäßig in diversen Kochshows auftritt, ein besonderes Anliegen. In einer Zeit, in der Eltern kaum Zeit haben, um ihre Kinder mit Selbst-Gekochtem zu versorgen, bzw. selber gar nicht mehr kochen können möchte Wiener den Kleinen eine Chance auf eine gesunde Ernährung geben.

Was essen wir?

In ihrer zehnteiligen TV-Reihe möchte sie bei den Kindern ein Bewusstsein für Nahrungsmittel und deren Zubereitung formen. Es soll nicht darum gehen, komplizierte Rezepte perfekt nachzukochen, sondern darum, den Kochprozess an sich zu verstehen. Wichtig ist Wiener vor allem die "Produkterforschung". Die Kinder sollten erfahren, wo ihr Essen herkommt, denn nur wenn man auch weiß wo der Ursprung der Nahrungsmittel liegt, weiß man auch den Wert zu schätzen. Den Kindern sollte ein respektvoller Umgang mit den Grundprodukten näher gebracht werden. Dazu gehört auch zu wissen, dass Fleisch nicht aus dem Supermarkt kommt sondern, dass Tiere dafür geschlachtet werden.

Brutal und uncharmant

Genau dieser Zugang hat Wiener in den letzten Tagen Kritik eingebracht. In einer Episode ihrer Reihe erleben fünf Kinder im Alter zwischen 12 und 15 Jahren hautnah wie Kaninchen getötet und verarbeitet werden. "Zu brutal" werfen einige Medien der "sonst so charmanten" Köchin vor und auch Tierschützer missbilligen das Verhalten. Von "Schock-TV" ist zu lesen, die Kinder seien traumatisiert, alles nur Provokation auf Kosten der armen Kleinen (wohlgemerkt Teenager zwischen 12 und 15). Der gesellschaftliche Gedanke, den Wiener mit eben solcher "Produkterforschung" verfolgt – Aufklärung, Bewusstseinsbildung, Respekt und Ehrfurcht vor dem was man isst - gerät dabei schnell ins Hintertreffen.

Milch kommt aus dem Packerl

Offenbar ist es vielen Menschen lieber, die nachfolgende Generation im Unklaren darüber zu lassen, woher ihr Essen kommt. Die Frage: Ist das eine gesunde Basis für eine bewusste Ernährung? Milch kommt aus der Packung, Tomaten in Form von Ketchup aus der Plastikflasche, Kühe sind lila. Und Fleisch? Das liegt sauber abgepackt und verzehrfertig im Supermarkt. Kein Sterben, kein Schlachten - bloß ein Stück Fleisch. Viele Kritiker unterstützen mit ihrer Haltung genau diese Gleichgültigkeit, mit der heutzutage mit Nahrungsmitteln umgegangen wird. Gerade die Kritik von Tierschützern, die gegen das industrielle und heimliche Schlachten wettern, ist in diesem Zusammenhang nicht zu verstehen.

Ehrliche Bemühungen

Menschen, die Sarah Wiener unterstellen, sie wolle mit solchen "Aktionen" bloß öffentliches Aufsehen zum Zwecke des Selbst-Marketings erregen, lehnen sich weit aus dem Fenster. Die Publicity kommter vermutlich auch nicht ungelegen, aber Wieners Engagement für Kinder und bewusste Ernährung ist neu. Sie gründete eine Stiftung "Für gesunde Kinder und was Vernünftiges zu essen". In Workshops und Kochkursen bringt sie dem "jungen Gemüse" bei, was es heißt, sich gesund zu ernähren.

Auch die KURIER-Kolumnistin Doris Knecht hat sich mit Sarah Wieners neuem TV-Format und der Kaninchen-Tötung beschäftigt. Mehr dazu im Kommentar.

"Sarah und die Küchenkinder", 6. – 17. April, täglich um 20:15 auf ARTE

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