Saliera-Hype nur im Museum

Saliera-Hype nur im Museum
Zehn Jahre nach dem Fund ist die Goldgräberstimmung im Waldviertel verflogen.

Ein selten frequentierter Saliera-Wanderweg rund um Brand bei Zwettl ist das, was zehn Jahre nach dem Wiederauffinden des 50 Millionen Euro wertvollen Salzfasses im Waldviertler Dorf geblieben ist. Die Bewohner hatten die Idee, das damals berühmteste Erdloch Österreichs, in dem die Saliera jahrelang vergraben lag, zu vermarkten. Doch während die Goldgräberstimmung im Waldviertel längst verflogen ist, reiben sich die Verantwortlichen des Kunsthistorischen Museums in Wien die Hände. Das internationale Medienecho rund um den größten Kunstkrimi in der Geschichte der Zweiten Republik hat die Saliera zum lukrativen "Top-Star des Museums" gemacht.

Der spektakuläre Diebstahl eines heute 60-jährigen Wieners erweist sich aus jetziger Sicht als Glücksfall für das Kunsthistorische Museum. Aufgrund ihrer "speziellen Geschichte hat die Saliera an Popularität gewonnen. Sie gilt inzwischen als das Salzfass der Nation", heißt es seitens der Verwaltung. Wer den Shop im Museum (oder im Internet) besucht, spürt, dass der Fokus voll auf die Ikone gelegt wurde. Zahlreiche Fanartikel mit dem Motiv der Saliera gibt es nun zu kaufen, wie zum Beispiel Radiergummi, Puzzle, Flaschenöffner, Ringblock, Magnet, Salzstreuer, Musikbox oder einen elf Zentimeter großen Nachbau mit Goldbeschichtung für 695 Euro. Weil die Saliera Benvenuto Cellinis (lebte von 1500 bis 1571) einzige erhaltene Goldschmiedearbeit ist, hält auch der internationale Besucheransturm bis heute an. Vor allem Italiener und Franzosen strömen deswegen nach Wien ins Museum. Seit 2013 ist die Saliera wieder – jetzt aber mit verschärften Sicherheitsvorkehrungen – ausgestellt und das Herzstück der Kunstkammer.

Während im Kunsthistorischen Museum in Wien, das jährlich eine Million Besucher zählt, die Kassa klingelt, ist im Waldviertler Fundort Brand bei Zwettl nach anfänglicher Euphorie Ernüchterung eingekehrt. Statt Fremdenverkehr donnert nach wie vor nur der Schwerverkehr im Minutentakt durch den Ort. "Zum Glück", sagt Dorfwirt Josef Hagmann, der viele Lkw-Fahrer als Gäste hat. Deren Ziel ist ein benachbartes Sägewerk.

Von den vielen Vermarktungsideen ist nur derSaliera-Wanderweg realisiert worden. Eine Infotafel und Hinweisschilder sind den Touristen als Attraktionen aber vermutlich zu wenig. Daher ist das Interesse gering. "Vor ein paar Jahren haben wir noch eigene Saliera-Wandertage organisiert. Aber zehn Jahre Saliera sind genug", sagt Hagmann, der auch schon seine eigene Nachbildung aus Lindenholz verräumt hat. Was ihn nach all den Jahren aber ärgert, ist der Vorwurf, den er sich lange gefallen lassen musste. "Ich wurde oft kritisiert, dass ich aus der Saliera Kapital schlagen will. Und was macht das Museum? Im Shop dreht sich fast alles um die Saliera", sagt Hagmann.

Nachbarschaft

Dass der ehemalige Kunstdieb aus Wien, der zweieinhalb Jahre seiner fünfjährigen Haftstrafe absaß, nach wie vor am Wochenende in Brand lebt, stört die Bewohner nicht. Im Gegenteil. "Er ist ein netter Mensch. Als ich ins Spital musste, war er mit seiner Freundin zu Besuch. Er hat mir seine Hilfe angeboten, wenn ich etwas brauche", erzählt die Nachbarin Leopoldine Hochstöger, 86.

Auch Gerald Heindl, auf dessen Waldstück die Saliera vergraben lag, kann nichts schlechtes über den prominenten Dorfbewohner sagen: "Er hat niemandem etwas getan." Dass Heindl für seinen "Saliera-Wald" ein lukratives Kaufangebot ausgeschlagen hat, sei nur ein Gerücht: "Ich hab’ nie ein Angebot erhalten. Inzwischen ist die Saliera bei uns aber kein Thema mehr."

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