Rettungsaktion für Birnbäume

Interessensvertreter, die sich zur Stärkung und zum Schutz der Streuobstwiesen mit Mostbirnbäumen verpflichtet haben
Krankheiten und Überalterung gefährden den Bestand, EU-Projekt in Aussicht.

Mit Edelbränden errangen Produzenten aus dem Mostviertel zuletzt Weltruhm. Der Premiummost der Mostbarone ist in Gourmetshop regelmäßig vergriffen. Dennoch schrillen im Mostviertel die Alarmglocken. Das größte unverwechselbare Kapital der Region, die mächtigen Mostbirnbäume, werden von Jahr zu Jahr weniger. Krankheiten und Überalterung verringerten den Bestand. Mit Fördermitteln aus dem EU-Topf wird nun als Rettungsaktion das "Kompetenzzentrum Birne" gegründet.

Treibende Kraft der Rettungsaktion ist die Leaderregion Moststraße. Mit den 31 Gemeinden und 100 Betrieben im Rücken wurde ein umfassendes Projekt für die EU-Förderperiode 2015 bis 2022 eingereicht. "Ob wir die Zusage bekommen ist noch nicht fix. Es gibt aber positive Signale", sagt Moststraßenobfrau Michaela Hinterholzer.

Die Erhaltung der Obstsortenvielfalt und der Streuobstwiesen mit den Birnbäumen bleibt aber in jedem Fall das aktuelle Hauptthema an der Moststraße. Die zuletzt massiv aufgetretenen Krankheiten, wie der Birnenverfall, die Phytoplasmose oder der Feuerbrand, dazu ungünstige Agrarfördermodelle, die die Riesenbäume zum wirtschaftlichen Störfaktor werden ließen und niedrige Obstpreise setzten dem Baumbestand zu. Genaue Zählungen gibt es nicht: Allein im Bezirk Amstetten gab es 1994 gezählte 196.000 Birnbäume, 1938 waren es noch 498.000. Aktuellere Zahlen liegen nicht vor.

Partner

Zum Start des Kompetenzzentrums wurden neben den Topproduzenten wie die Mostbarone wichtige Partner ins Boot geholt. Den Bereich Forschung und Entwicklung wird die Bundeslehranstalt und Weinbauschule Klosterneuburg abdecken. Die Erforschung des Birnenverfalls, die Bekämpfung des Birn-blattsaugers und die Verbreitung und Pflege gesund veredelter Jungpflanzen steht im Zentrum, kündigt Forscher Franz Rosner an.

Um die Streuobstwiesen im voralpinen Raum zu stärken, haben sich auch die 25 Gemeinden des Kulturparks Eisenstraße der Aktion angeschlossen. 3000 Jungbäume sollen hier jährlich gepflanzt werden, kündigt Eisenstraßenobmann Andreas Hanger an.

Ebenfalls mit dabei sind die 500 Imker im Bezirk Amstetten. Der Wert der Blütenbestäubung durch die Bienen werde vielfach verkannt, sagt Imkerobmann Franz Teichmann. Eine Hauptrolle übernimmt weiter die NÖ Agrarbezirksbehörde. Über den dort angesiedelten Landschaftsfond wurden in den vergangenen 20 Jahren bereits 110.000 Jungbäume, davon 50 Prozent Äpfel und 30 Prozent Birnen, gefördert und gepflanzt.

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