Proteste gegen Trassen-Abriss

Neue Thayatalbahn bleibt heißes Thema.
Obwohl schon Bagger fahren, wollen Freunde der Thayatalbahn weiterhin für Neubau kämpfen

Versprochen – gebrochen“ und „Holztransporte auf die Schiene“, lauteten die Kernaussagen der friedlichen Demonstration. Mit Transparenten und Schildern waren zwei Dutzend Freunde der Thayatalbahn Donnerstagnachmittag nach Fratres, Bezirk Waidhofen an der Thaya, gekommen, um den Mitarbeitern einer Spezialfirma beim Abriss der Bahngleise zusehen zu können. Allerdings hatten die Bediensteten ihre Arbeit kurz zuvor eingestellt und die Baumaschinen abgezogen.

Seit Montag sind mehrere Bauarbeiter damit beschäftigt, die Schienen und Holzschwellen auf der aufgelassenen Bahnstrecke zwischen Waldkirchen und Slavonice fachgerecht zu entsorgen. Grund dafür ist ein touristisches Projekt, das auf der ehemaligen Bahntrasse realisiert werden soll. Um rund sieben Millionen Euro wollen die Waidhofner Gemeinden der Kleinregion „Zukunftsraum Thayaland“ einen zirka 90 Kilometer langen Radweg mit dem klingenden Namen „Thayarunde“ errichten. Obwohl die Freunde der Thayatalbahn schon seit 20 Jahren vergeblich für die Reaktivierung der grenzüberschreitenden Bahnverbindung kämpfen, wollen sie sich auch jetzt nicht geschlagen geben. „Wir leisten solange einen friedlichen Widerstand, bis die Abrissarbeiten endgültig gestoppt sind“, sagt Josef Baum, Mitglied im Verein „Neue Thayatalbahn“. Weil die „Bahnzerstörer“, wie er sie nennt, bereits Donnerstagmittag mit Werkzeugen und Baggern abgezogen sind, spricht Baum von einem ersten Erfolg. „Wir werden auch nächste Woche wieder da sein“, betont auch Vereinsobmann Egon Schmidt.

Rückgrat

Für die Grün-Landtagsabgeordnete Amrita Enzinger ist es unbegreiflich, dass mit dem Abriss der Schienen „ein Rückgrat der Region zerstört wird.“ Die Bürger seien für leistbare, öffentliche Verkehrsmittel, sagt sie. Vor wenigen Jahren war man der Instandsetzung der Thayatalbahn schon sehr nahe. Im April 2004 unterzeichneten Landeshauptmann Erwin Pröll und Vertreter Tschechiens eine Absichtserklärung. Allerdings wurde die Trasse während des Hochwassers 2006 so schwer beschädigt, dass die Landesverkehrsplaner von dem Bahnprojekt wieder abrückten.

Aufatmen bei den Eisenbahnfreunden. Der Nostalgiebahnverein Club 598 mit seiner weit über 100 Jahre alten Dampflok Yv2 darf weiter auf den zur NÖ Verkehrsgesellschaft NÖVOG gehörenden Schienenresten der Ybbstalbahn verbleiben. Weil der Club 598 schon mehrere Termine zur Räumung des Waidhofener Lokalbahnhofes, dort stehen historische Loks und Waggone, verstreichen ließ, drohte , wie vom KURIER berichtet, Mitte Oktober die erste Zwangsräumung.

Bei einem Treffen zwischen NÖVOG-Chef Gerhard Stindl und Club 598-Obmann Siegfried Nykodem wurden neue Vereinbarungen getroffen. Nykodem verpflichtete sich das Gelände des Lokalbahnhofs bis 30. November zu räumen. Dort drängt die Zeit, weil ein Bauträger für die Stadt Waidhofen ein neues Sicherheitszentrum errichten will. Stindl gestand dem Verein zu, seine Bahnraritäten bis 2014 am Waidhofener Hauptbahnhof zu parken. Auch die Nutzung der Remise in Ybbsitz ist bis zum Vorliegen eines Nutzungskonzeptes erlaubt. Auf einem Grund neben dem Lokalbahnhof plant der Club 598 eine Art Eisenbahnmuseum.

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