Problembiber haben Grund zum Bibbern

Im 19. Jahrhundert in Österreich ausgerottet, ist der Biber derzeit wieder sehr stark im Kommen.
Natur- contra Hochwasserschutz: 130 Problembiber werden jährlich in NÖ gefangen und getötet.

Obwohl streng geschützt, haben Biber keinen Freibrief. Machen die Nager zur falschen Zeit am falschen Ort Probleme, kann es ihnen an den Kragen gehen. Im "Biberland" Niederösterreich werden jährlich rund 130 Problembiber mittels Ausnahmegenehmigung getötet.

Der jüngste Fall in Brunn/Gebirge (Bezirk Mödling) sorgt für Aufregung. In Nachbarschaft von Südstadt-Sportzentrum und Einkaufstempeln, haben sich Biber mit ihren Dämmen in einem Retentionsbecken eingenistet. Weil man fürchtet, dass im Hochwasserfall die angrenzende Wohnsiedlung unter Wasser steht, erhielt die Wohnungsgesellschaft AURA die Genehmigung zum Fangen und Töten der Biber.

Ausnahmebewilligung

Was aufregt. "Hier hat ein Biber als Gratis-Landschaftsgestalter ein richtiges Biotop gebildet – in einer Gegend, wo in den vergangenen Jahrzehnten die Landschaft geschädigt und zugepflastert wurde. Statt froh zu sein, will man die zugewanderten Lebewesen killen", ärgert sich Gudrun Foelsche vom Schöffelverein. Dass die Abteilung Naturschutz der NÖ Landesregierung der AURA die Ausnahmebewilligung erteilt hat, findet sie skandalös. Dass durch die Dämme das Retentionsbecken im Hochwasserfall unwirksam wird, glaubt sie nicht.

Im Gegensatz zur Behörde: "Laut Wasserbautechniker geht der Retentionsraum verloren und der Hochwasserschutz ist nicht mehr gegeben. Erlaubnisinhaber ist die AURA, die vom Bibermanagement fachlich beraten wird", heißt es dazu aus der Naturschutzabteilung.

Kein Einzelfall, denn "im Jahr gibt es rund hundert Beschwerden und rund 130 getötete Biber. Bei einer Gesamtzahl von rund 4000 Tieren in NÖ." Umsiedeln sei nur selten eine Lösung, denn "wir sind in NÖ in der – je nach Sichtweise – glücklichen oder traurigen Lage, dass es flächendeckend Biberpopulationen gibt", heißt es von der Abteilung. Biber in bereits besetzte Reviere zu bringen, sei tödlich, weil die Tiere gnadenlos darum kämpfen. Und freie Biberwohnungen sind mittlerweile rar geworden.

Verantwortung

"Wir haben eine Verantwortung gegenüber den Wohnungseigentümern und haben eine Überprüfung eingeleitet. Die Quintessenz der Gutachten ist, dass der Biber dort weg muss", meint AURA-Sprecher Manfred Knotzer. Im Fall von Starkregen drohe sonst – ohne funktionierendes Rückhaltebecken – die gesamte Gegend unter Wasser zu stehen. "Ich verstehe die Sorgen, denn Biber sind putzige Tiere. Wir haben den Damm entfernen lassen, aber er wurde noch größer wieder aufgebaut", so Knotzer. Die Tiere werden lebend gefangen, "was dann mit ihnen passiert, obliegt der Behörde. Ich hoffe, dass ein neuer Platz gefunden wird."

Mit den Problemen, die durch Biber entstehen, hat sich mittler weile auch der nö. Landtag befasst. Vor der Sommerpause wurde ein Resolutionsantrag eingebracht mit dem Ziel, "einerseits den Erfordernissen des Artenschutzes gerecht zu werden und andererseits unverhältnismäßige Schäden an Wirtschaft und Infrastruktur (Hochwasserschutz, …) hintanzuhalten."

Derzeit werden solche Möglichkeiten diskutiert. Laut Experten sei es jedoch vorstellbar, das Pilotprojekt aus dem Marchfeld, bei dem in den vergangenen Jahren einzelne Tiere gefangen wurden, auf ganz Niederösterreich auszuweiten.

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