Polizist soll Bußgelder eingesackt haben

Organmandate verhängt, die Verkehrssünder bekamen aber keine Belege.

Aufgeflogen ist alles bei einem Brand. Weil sich in seinem Keller Dieselfässer, original verpackte Hygieneartikel und Toilettenpapier in großen Mengen stapelten, wurde die Polizei bei ihren Brandermittlungen stutzig. Einer ihrer Polizeikollegen aus dem südlichen Niederösterreich soll zusammen mit seiner Frau den Diesel auf fremde Rechnung einer Tankkarte abgezweigt und die Hygieneartikel aus Polizeibeständen von seiner eigenen Dienststelle mitgehen haben lassen.

Für seine Kollegen ist der suspendierte 58-jährige Gruppeninspektor das schwarze Schaf der Truppe. Die Ermittlungen gegen den Beamten brachten nämlich noch ganz andere Vorwürfe ans Tageslicht. Was genau, darum ging es am Dienstag am Landesgericht Wiener Neustadt.

Amtsmissbrauch

Laut Staatsanwaltschaft hat der Beamte in zig Fällen Amtsmissbrauch begangen. Einige Zeugen sagten aus, dass sie dem Gruppeninspektor bei Verkehrs- oder Lkw-Schwerpunktkontrollen ins Netz gingen. Wegen technischer Verfehlungen setzte es oft empfindlich hohe Strafen. Die Verkehrssünder zahlten zwar des Bußgeld, eine Quittung soll es jedoch nicht gegeben haben. Die Betroffenen gaben an, zwischen 50 und 800 Euro bezahlt, dafür allerdings keine Belege bekommen zu haben. Wie eine Durchsuchung seines Büros auf der Polizei-Dienststelle ergab, dürfte der Inspektor verabsäumt haben, die Strafen an den Staat abzuführen.

Der Angeklagte rechtfertigte sich damit, dass er es immer wieder vergaß, beziehungsweise seine Arbeit vernachlässigt habe. Er sammelte alle Unterlagen in einem Kasten. Dort wurden tatsächlich einige der dazugehörigen Bargeldbeträge gefunden. Was die Kollegen weniger freute: Im Fundus des Gruppeninspektors sollen auch persönliche Gegenstände von ihnen gefunden worden sein: Leatherman, eine Tellerkappe, Werkzeug und ähnliches.Seit Bekanntwerden der Vorwürfe ist der Beamte vom Dienst suspendiert. Das entsprechende Disziplinarverfahren kann erst nach rechtskräftiger Beendigung des Strafverfahrens durchgeführt werden. Das kann aber noch dauern. Zur Befragung eines wichtigen Zeugen, der zurzeit jedoch in Kalifornien lebt und erst im Herbst wieder in Österreich sein wird, musste der Prozess am Dienstag erneut vertagt werden.

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