Pflegeausbildung wird jetzt Großbaustelle

Die Betriebsräte Waldhör (li.) und Redl befürchten Qualitätsverlust.
Die Akademisierung soll die Pflegequalität heben / Betriebsräte in den Spitälern sehen hinter der Reform nur eine Kostenersparnis.

Mit der im Nationalrat Anfang Juli beschlossenen Novelle zum Krankenpflege-Gesetz steht ein großer Umbau der Ausbildung bevor. Konnten bisher 580 Schüler an 13 Standorten in Niederösterreich den dreijährigen Diplomkrankenpflege-Lehrgang absolvieren, gibt es diese Ausbildung bald nur noch als Bachelor-Studium an den Fachhochschulstandorten Krems, St. Pölten und Wiener Neustadt. Dort werden nur mehr 180 bis 220 Studienplätze bereit stehen. Während sich die Spitäler eine bessere Qualität erhoffen, befürchten die Betriebsräte eine künstliche Verknappung der hoch ausgebildeten Pflegekräfte (drei Jahre) und dadurch ein automatisches Zurückgreifen auf billigeres Pflegepersonal.

Neu ist: Ab 2020/21 gibt es neben einem einjährigen Lehrgang zur Pflegeassistenz und einer zweijährigen Ausbildung zur Pflegefachassistenz (beides an bestehenden Schulstandorten) ein dreijähriges Bachelor-Studium zur Pflegefachkraft.

Kritik

Auch wenn die Akademisierung Vorteile bringt, äußern sich die Betriebsräte zum Umbau der Ausbildung kritisch. "Es ist kein Geheimnis, dass es den Ländern um Einsparungen geht", sagt Peter Maschat, Zentralbetriebsrat der nö. Spitäler. Da die Zahl der dreijährig Ausgebildeten zurück gehen wird, rechnen er und seine Kollegen mit Änderungen bei der Pflege am Krankenbett: "Man kann davon ausgehen, dass Fachkräfte mit Hochschulabschluss nur noch Führungsaufgaben übernehmen werden. Deswegen müssen wohl geringer ausgebildete Pflegekräfte die medizinischen Aufgaben erledigen", befürchten die Waldviertler Betriebsräte Reinhard Waldhör und Franz Redl. Sie gehen aufgrund der fehlenden Praxis von einem Qualitätsverlust aus. Gleichzeitig komme es künftig zu einer Ersparnis von 150 bis 300 Euro pro Pflegepersonal und Monat auf dem Rücken der Patienten.

Die Befürchtungen können Vertreter der nö. Landeskliniken-Holding nicht teilen: "Eine zusätzliche Berufsgruppe in der Pflege hilft zukünftig mit, die Arbeiten dem tatsächlichen Qualifikationslevel anzupassen. Für pflegerische Basisroutinen die allerhöchste berufliche Qualifikation abzuverlangen, wäre wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen", erklärt eine Sprecherin der Spitalsholding.

Zielgerichtet

Auch der Gesundheits- und Krankenpflegeverband verteidigt die beschlossene Reform: "Durch den zielgerichteten Einsatz der Pflegekräfte entsprechend der Schwere der Erkrankung und der Pflegebedürftigkeit ist der Personaleinsatz besser steuerbar und es werden die höchst qualifizierten Pflegekräfte nur dort zum Einsatz kommen, wo es die Komplexität der Pflege am meisten erfordert", sagt Vizepräsident Karl Schwaiger. Im Jahr 2024 soll das neue Krankenpflegegesetz evaluiert werden.

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