NÖ: Flüchtlinge als "Hilfsbademeister"

Stadtbad Mödling, Hilfs-Bademeister
Statt auf Securitys setzt man im Stadtbad Mödling auf junge Asylwerber als Problemlöser.

Aufmerksam lässt Ebrahim Hussaini den Blick über die Becken und die Liegewiese schweifen. "Ich schaue, ob alles in Ordnung ist", erklärt der 18-jährige Afghane, der seit elf Monaten in Österreich lebt, stolz. Das weiße T-Shirt mit der Aufschrift "Stadtbad Mödling" und die blaue Badehose verleihen ihm ein offizielles Auftreten, wenn er an den heißesten Tagen des Jahres seine Runden durch das Freibad dreht. Und Ebrahim nimmt seine Aufgabe ernst. "Wir helfen dem Bademeister. Wenn wer aus Afghanistan kommt und nicht Deutsch spricht, übersetzen wir."

NÖ: Flüchtlinge als "Hilfsbademeister"
Stadtbad Mödling, Flüchtlinge, Asylwerber, Freibad, Schwimmen, Sicherheit, Bädermanager Robert Mayer
Es ist ein außergewöhnliches Projekt, das am 1. Juni im Stadtbad Mödling gestartet wurde. 16 junge Flüchtlinge, vorwiegend aus Afghanistan und Syrien, gehen dem Bademeister zu Hand: Wenn es zu Problemen mit jungen Asylwerbern kommt, schreiten sie gemeinsam ein.

"Nach den Horrormeldungen in den Medien haben wir gesagt, irgendwas müssen wir machen, damit wir nicht auch einmal in den Medien vertreten sind", sagt Bädermanager, Stadtrat Robert Mayer (ÖVP). Er weiß wovon er spricht. Anfang des Jahres gab es nach ungebührlichem Verhalten von Flüchtlingen Kritik am Krisenmanagement der Stadt.

Bindeglied

Im Gegensatz zu anderen Bädern, die ihr Personal aufgestockt haben oder uniformierte Securitys beschäftigen, hat sich Mayer für einen Weg mit den Flüchtlingen entschieden. Warum sollten Asylwerber, die bereits gut Deutsch sprechen, nicht als Bindeglied zu jenen dienen, die noch nicht so weit sind? "Das ist auch ein Beitrag, Leute zu integrieren", sagt Mayer. "Man muss sie auch beschäftigen, damit sie einen Sinn im Leben sehen."

NÖ: Flüchtlinge als "Hilfsbademeister"
Stadtbad Mödling, Flüchtlinge, Asylwerber, Freibad, Schwimmen, Sicherheit, Bädermanager Robert Mayer
Ausgewählt wurden die jungen Männer zwischen 17 und 21 Jahren anhand gewisser Kriterien wie Deutschkenntnissen und Verlässlichkeit vom Flüchtlingsbeauftragten der Stadt. Zu zweit behalten die Burschen nun jeden Nachmittag Liegebereiche und Garderoben im Auge oder dolmetschen bei der Kassa. Als Aufwandsentschädigung erhalten sie 110 Euro pro Monat. 5000 Euro hat die Stadt dafür budgetiert.

Bewährt

"Das Projekt hat sich jetzt schon bewährt", erzählt Mayer. "Wir hatten schon zwei bis drei Fälle, wo wir sie als Übersetzer gebraucht haben." In einem Fall hätten junge Burschen weibliche Badegäste etwas zu lange angestarrt. Die Frauen fühlten sich unwohl. Meistens gehe es jedoch um kleinere Streitereien oder Verstöße gegen die Baderegeln.

Das bestätigt auch Ebrahim. Wann er eingeschritten ist? "Auf der Wiese darf man nicht Fußball spielen", sagt er. "Da hole ich den Bademeister." Sein Job gefällt ihm – nicht nur, weil er dann auch in seiner Freizeit kostenlos ins Bad gehen darf. "Man kann was lernen und die Österreicher kennenlernen", erzählt der Bursche, der kürzlich die Aufnahmsprüfung für die Fachschule an der HTL Mödling bestanden hat. Auch Stadtrat Mayer betont, dass die Jugendlichen stolz auf ihre Tätigkeit sind.

NÖ: Flüchtlinge als "Hilfsbademeister"
Stadtbad Mödling, Flüchtlinge, Asylwerber, Freibad, Schwimmen, Sicherheit, Bädermanager Robert Mayer
Trotz der positiven Erfahrungen spricht Mayer von einer Gratwanderung für die Bäderverwaltung: "Man fragt sich schon immer, ob man die richtigen Maßnahmen ergreift." Eines ist ihm jedoch wichtig: zu zeigen, dass das Stadtbad flüchtlingsfreundlich ist.

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