Mutter entführt Baby aus Spital

Mutter entführt Baby aus Spital
Behörden wollten einer Mutter ihr Baby wegnehmen: Die 27-Jährige floh mit Kind aus Klinik und wurde in Wien aufgespürt.

Ein Spital ist keine Justizanstalt mit geschlossenen Türen" meint Gerhard Karner, Leiter des Jugendamtes St. Pölten. "Man kann ja nicht rund um die Uhr Polizisten vors Krankenzimmer stellen." Das nutzte eine verzweifelte Mutter in der Vorwoche im Landesklinikum aus: Nachdem von Jugendamt und Bezirksgericht über ihr Neugeborenes ein "Ausfolgeverbot" verhängt wurde, schnappte sie das Baby und floh im Schutz der Nacht.

Hintergrund der harten Behörden-Maßnahme war nicht nur die Tatsache, dass die Mutter an Hepatitis C leidet und das Baby Gefahr lief, beim Stillen angesteckt zu werden. Auch gibt es angeblich einen strafrechtlichen Hintergrund. Schon im Sommer, als die Bulgarin Anka. K., 27, ihr erstgeborenes Kind kurzzeitig bei sich in Österreich hatte, habe es schwerwiegende behördliche Probleme gegeben, heißt es.

Nachdem das Verschwinden des von seiner Mutter abgeschotteten Babys am Morgen aufflog, war Feuer am Dach im Landesklinikum. Niemand vom Spitalspersonal wollte Verdächtiges beobachtet haben. Daraufhin wurde die Polizei alarmiert und über das Landeskriminalamt NÖ eine Fahndung nach Mutter und Kind gestartet.

Herzzerreißend

Drei Tage lang wurden die beiden fieberhaft gesucht, ehe sich die entscheidende Spur in Wien-Ottakring einstellte: Dort hatte die 27-Jährige mit ihrem entführten Baby in einer kleinen Wohnung von Bekannten Unterschlupf gefunden. In einer herzzerreißenden Szenen wurde ihr das Kind abgenommen und ins Landesklinikum St. Pölten zurück gebracht.

Folgen für die Mutter: Sie wurde auf freiem Fuß wegen Kindesentführung sowie Quälens oder Vernachlässigens unmündiger oder wehrloser Personen angezeigt. Aber was geschieht jetzt mit dem erst wenige Tage jungen Mädchen? "Wir versuchen in solchen Fällen, Kinder nicht in ein Heim zu bringen, sondern Pflegeeltern zu finden" erklärt der Jugendamt-Chef. Eine Lösung sei bereits in Sicht. Über eine Gruppe von potenziellen Pflegefamilien, die in NÖ für solche Akutfälle bereitstehe, habe man "besonders qualifizierte Leute gefunden, die bereit sind das Kind zu betreuen".

Ihnen sollte das Mädchen am Montag oder Dienstag übergeben werden. Karner: "Das ist vorerst für sechs Monate befristet. In dieser Zeit können wir abklären, wie es dann weiter geht."

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