Mit Hightech gegen die Raddiebe

Adrian und Marek Rauko setzen sich mit GPS-System zur Wehr
Mehr als 28.000 gemeldete Fahrraddiebstähle, Aufklärungsquote ist gering.

Mountainbikes mit ultraleichten Elektromotoren, Trekkingräder mit Karbonrahmen, durchgestylte "Fatbikes" mit hohem Kultfaktor – das Fahrrad ist Lifestyle-Produkt. Das reizt die Langfinger. Konsumenten rüsten aber nicht nur bei der Technik der Fahrräder auf, sondern jetzt auch bei der Sicherung.

Mit Hightech gegen die Raddiebe
Laut Schätzungen des Verkehrsclub Österreich gibt es in der Alpenrepublik rund sechs Millionen Fahrräder. 28.018 davon wurden ihren Besitzern im Vorjahr gestohlen, sagt die offizielle Statistik des Bundeskriminalamts.

Hotspot ist nach wie vor die Bundeshauptstadt (Grafik). Die Dunkelziffer ist viel höher – zu oft wird der Verlust der Polizei nicht gemeldet. Der materielle Schaden der registrierten Fahrraddiebstähle liegt zwischen 8 und 14 Millionen Euro. Eine VCÖ-Studie schätzt den tatsächlichen Schaden auf bis zu 196 Millionen Euro – also bis zu 14-mal höher. 85 Prozent der gestohlenen Räder stammen übrigens aus einer Preisklasse von unter 1000 Euro.

In einem Viertel aller Fälle wurden die Räder von Bahnhöfen oder Haltestellen entwendet. Fast 30 Prozent verschwanden aus dem eigenen Wohnhaus oder Keller.

Die Aufklärungsquote ist gering und liegt im Bundesschnitt bei 4,8 Prozent. Am erfolgreichsten ist die Exekutive im Burgenland, aber auch dort liegt die Klärungsquote nur bei 8,7 Prozent. Österreichweit können von 100 gestohlenen Rädern nicht einmal fünf ihrem Besitzer wieder zurückgegeben werden. Der Grund dafür ist, dass bei Fahrraddiebstählen in den meisten Fällen kaum verwertbare Spuren vorhanden sind. Zum Vergleich: Die Chance, ein gestohlenes Auto wiederzubekommen, ist rund drei Mal so hoch.

Detektiv

Einer, der bereits mehrmals von Fahrraddieben heimgesucht wurde, ist Adrian Rauko. Aber er schlägt jetzt zurück. Der studierte Betriebswirt war die vergangenen 15 Jahre als Berufsdetektiv europaweit tätig. "Hier bin ich auch mit Observationstechnik in Berührung gekommen, aber was da verwendet wird, ist ein Witz." Daher hat Rauko seinen Bruder Marek, einen studierten Elektrotechniker gebeten, mit ihm gemeinsam ein neues Ortungssystem für Behörden zu entwickeln – "Troja" war geboren. "Es hat bereits mehr als 500.000 Testkilometer von Schweden bis Australien hinter sich", erzählt Adrian Rauko. "Als mir das zweite Fahrrad aus dem Garten meiner Eltern gestohlen wurde, hatte ich die Idee, unser System umzubauen, sodass es im Rad Platz hat."

Das Ergebnis des brüderlichen Start-ups mit Sitz in Wien und Zürich nennt sich "Troja Bike". Dabei handelt es sich um eine GPS-Sicherung, die vom Dieb weder abgeschaltet, noch entfernt werden kann. Ein 75 Gramm leichter Sender wird unter dem Fahrradsattel im Rahmenrohr versenkt. Mittels App wird der Sender mit dem Smartphone verbunden und im Rohr verriegelt. Nur der Besitzer kann ihn wieder entnehmen. Der Akku des Senders hält ein Jahr und ist wiederaufladbar. "Andere GPS-Systeme haben das Problem, dass sie vom Dieb leicht entfernt, abgeschaltet oder zerstört werden können, weil sie außen am Rad sind. Unseres sitzt unsichtbar im Fahrradrahmen."

Die Raukos haben bereits große Player wie KTM, T-Mobile oder Loewe ins Boot geholt. Mit einer großen österreichischen Versicherung, Sporthändlern und Fahrradherstellern laufen Gespräche. Eben wurde eine Crowdfunding-Kampagne erfolgreich abgeschlossen, die das Startkapital für die Serienproduktion liefert, die Ende 2016 – nach Abschluss aller Tests – starten soll.

Mehr als 17.000 Arbeitsstunden der Raukos stecken in „Troja“. Für das Ortungssystem interessieren sich etwa Postdienste aus drei europäischen Ländern, die ihre Räder sichern möchten. Ebenso der heimische eBike-Verleiher „Kaloveo“. Für Private wird das System einmalig 129 Euro plus 15 Euro Servicepauschale pro Jahr kosten. Ein Servicecenter inbegriffen, das beim Kontakt mit Polizei und Versicherungen hilft. Infos auf Facebook unter „Troja Bike“.

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