Ministerium benötigt zehn Jahre für Untersuchungsbericht

Ministerium benötigt zehn Jahre für Untersuchungsbericht
Banales Ergebnis: Ein Hubschrauber und ein Flugzeug kollidierten – weil sie einander übersahen.

Flugzeugunglücke zu untersuchen ist kein leichtes Unterfangen. Rund drei Jahre benötigten die Ermittler, um den Absturz einer Air-France-Maschine 2009 über dem Atlantik zu klären, dabei musste der Flugschreiber aus 4000 Metern Tiefe geborgen werden. Eineinhalb Jahre dauerte es, bis der Bericht zum Abschuss von Malaysia MH17 über der Ukraine veröffentlicht wurde. Dafür mussten immerhin Wrackteile in einem heiß umkämpften Kriegsgebiet geborgen werden.

Zum Vergleich: Fast zehn Jahre benötigte man im österreichischen Verkehrsministerium, um den Zusammenprall einen Kleinflugzeuges und eines Schulungs-Hubschraubers beim Flughafen Wiener Neustadt zu klären. Dort waren im November 2006 die beiden Luftfahrzeuge bei bestem Flugwetter kollidiert, die beiden Piloten starben dabei. Beide Wracks wurden binnen Minuten gefunden, die Teile lagen innerhalb von rund 300 Metern. Flugschreiber musste keiner geborgen werden. Es gab Radaraufzeichnungen.

116 Seiten Bericht

Ministerium benötigt zehn Jahre für Untersuchungsbericht
APAART17 - 14112006 - WIENER NEUSTADT - OESTERREICH: ZU APA TEXT CI - Beamte des Landeskriminalamtes am Dienstag, 14. November 2006 an der Unfallstelle naehe Wiener Neustadt, wo es zu einer Kollision zwischen einem Hubschrauber und einem Sportflugzeug kam. Bei dem Unfall wurden beide Piloten getoetet. HELMUT FOHRINGER
Der soeben veröffentlichte 116-seitige Bericht stellt nun als "wahrscheinliche Ursache" fest: "Der Zusammenstoß ist auf das für ein Ausweichen der Luftfahrzeuge zu spätes Erkennen der Zusammenstoßgefahr zurückzuführen." Dazu hätten verschiedene Faktoren (wie Hohe Arbeitsbelastung im Cockpit oder hoher Relativgeschwindigkeit) beigetragen. Als einzige Sicherheitsempfehlung wird jene "eindringlich wiederholt", die schon bei ähnlichen Zusammenstößen – wie etwa in Zell/See im Jahr 2007, ebenfalls zwischen einem Helikopter und einem Kleinflugzeug – genannt wurde: In diese Flugzeuge sollten Zusammenstoß-Warngeräte eingebaut werden.

"Umfangreich und kompliziert"

"Die Untersuchung war extrem umfangreich und kompliziert", heißt es dazu im Büro von Verkehrsminister Jörg Leichtfried. Alle wichtigen Stellen seien aber zwischenzeitlich informiert worden. Dass es zehn Jahre gedauert habe "kann man nicht schönreden, das ist so." Als Erfolg sei zu werten, dass zuletzt vermehrt solche Warngerät eingebaut werden. Der zuständige Leiter der Untersuchungsstelle, Werner Urbanek, wollte nur schriftlich Stellung nehmen, was sich bis Redaktionsschluss nicht mehr ausging.

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Kritik an den Berichten der Fluguntersuchungsstelle. Zwei Mal wurden veröffentlichte Papiere kurz darauf wieder zurückgezogen – 2013 ganze fünf Jahre nach einem Zwischenfall mit einer Iberia-Maschine in Schwechat. In der Erstversion war nicht einmal angeführt, ob der Pilot oder der Erste Offizier das Steuer inne hatten.

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