"Auf einmal saß einer mit einem Messer neben mir"

Ex-Stadtrat Karl Lang saß neben dem Bewaffneten an der Bar.
Augenzeuge erlebte den Messer-Angriff auf Polizisten vor einem Mödlinger Hotel mit.

"Ich glaube, es war ein Selbstmord mit Anlauf. Er hat damit gerechnet, erschossen zu werden." Karl Lang, Ex-Finanzstadtrat in Mödling, wurde in der Nacht auf Donnerstag Augenzeuge, als vor einem bekannten Hotel ein Mann mit einem Messer bewaffnet und "I will kill you" rufend auf zwei Polizisten losging. Einer der Beamten schoss und traf den 40-Jährigen in den Bauch. Er musste notoperiert werden und schwebt nach wie vor in Lebensgefahr.

Kurz nach Mitternacht war Lang noch in der Bar des Mödlinger Hotels und las Zeitung. "Auf einmal waren die Gäste weg und neben mir ist einer mit einem Messer gesessen", erinnert er sich. Dabei soll es sich um ein 20 Zentimeter langes Jagdmesser gehandelt haben, berichtet der Zeuge. "Er hat sich umgesehen, als ob er auf jemanden wartet. Das kann nur die Polizei gewesen sein."

Zudem soll der Mann – er hatte im Hotel ein Zimmer gemietet, obwohl er im Bezirk Mödling wohnt – auf Englisch zum Kellner gesagt haben, dass er heute noch jemanden umbringen wird. Das bestätigt auch Erich Habitzl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt.

Schock

Der Barkeeper alarmierte daraufhin die Polizei und Lang blockierte die Tür, damit der Mann nicht verschwinden konnte. Als die Beamten eintrafen, machte Lang Platz. Da stürmte der 40-Jährige mit erhobener Hand, in der er das Messer hielt, an dem Zeugen vorbei auf die Polizisten zu. "Die haben gerufen ’Halt, Polizei’ und dann ist der Schuss gefallen. Ich habe noch nie so eine Aggressivität gesehen", zeigt sich der Ex-Politiker noch immer über die dramatischen Momente schockiert.

"Auf einmal saß einer mit einem Messer neben mir"
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Laut Habitzl wird gegen den Verletzten wegen versuchten Mordes bzw. absichtlich schwerer Körperverletzung ermittelt. Die Festnahme werde derzeit geprüft. Gegen den Beamten der geschossen hat, wird wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt. "Es gibt aber derzeit keine Hinweise auf Fehlverhalten."

Psychische Probleme

Ob es sich bei dem Vorfall um versuchten "Suicide by cop" handelt, kann Habitzl noch nicht sagen. "Natürlich ist die Motivlage zentraler Punkt der Ermittlungen."

Die weiteren Erhebungen werden von der Staatsanwaltschaft und der Landespolizeidirektion Burgenland geführt. Diese wird auch beurteilen müssen, inwiefern der Schusswaffengebrauch gerechtfertigt war oder auch nicht.

Wie der KURIER erfuhr, dürfte der Österreicher, der in Papua-Neuguinea geboren ist, in der Vergangenheit schon unter psychischen Problemen gelitten haben. Auch von einem Selbstmordversuch vor einiger Zeit ist die Rede.

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