Kaum präsentiert, eckt Neubau der Landesgalerie schon an

Diese Montage zeigt, wo das neue Gebäude (hellgrau rechts) seinen Platz finden wird. Im Vordergrund Schiffstation mit Tor zum Welterbe
Der Entwurf eines Vorarlberger Architektenduos stößt in Krems nicht nur auf Zustimmung.

"Na, ich bin schon gespannt auf die ersten Reaktionen aus der Bevölkerung", meinte ein Kremser schmunzelnd, der am Mittwoch an der Präsentation der Architektenpläne für die neue Galerie Niederösterreich teilnahm. Die soll in den Jahren 2016/2017 um 35 Millionen gegenüber der Kremser Kunsthalle errichtet werden und die Schätze des Landes-Kunstarchivs zugänglich machen.

Die Form des modernen Gebäudes – gut sichtbar durch das Eingangstor zum Weltkulturerbe Wachau bei der Schiffstation Stein – wird ein leicht gedrehter, mit Metall verkleideter Kubus nach Entwürfen des Wettbewerbssieger-Büros der Brüder Marte aus Dornbirn in Vorarlberg. Für die Juroren eine klare Sache. Doch Wilfried Posch, von ICOMOS mit dem Welterbe-Monitoring in der Wachau beauftragt, ist nicht glücklich mit der gewählten Lösung.

Posch war beim Architektenwettbewerb als Beobachter ohne Stimmrecht zugelassen. Bei der Präsentation stellte er Architekt Bernhard Marte auch die Frage, ob dieser glaube, dass sich das Gebäude harmonisch in die Umgebung einfüge, wie das die Bauordnung verlangt. Der Planer meinte, er hoffe, dass das in 20 Jahren noch besser erkannt werde als heute.

Besonders spannend wird das Thema dadurch, dass Hausbesitzer in unmittelbarer Nähe des Projekts jede kleine Veränderung genehmigen lassen müssen. Ein Beispiel: "Wir wollen für einen Dachausbau eines Wohnhauses gegenüber dem Museumsbauplatz Dachfenster einsetzen. Da sind wir bereits mehrmals beim Baubeirat der Stadt abgeblitzt, obwohl unser Haus nicht einmal unter Denkmalschutz steht. Aber weil es in Stein einen Ensembleschutz und das Welterbe gibt, entscheidet auch das Denkmalamt mit", erzählt Baumeister Wilhelm Seidl.

Bernd Schiffauer aus Krems meint nur: "Machtarchitektur statt Wirtshausgarten." Weil für das Projekt einer der schönsten Kremser Gastgärten verschwindet.

Die Bevölkerung hat am 25. April von 9 bis 17 Uhr Gelegenheit, im Kunstraum, Minoritenplatz 4, die Entwürfe zu sehen, an Planer und die Stadtführung Fragen zu stellen. Die Pläne werden außerdem bis 23. Mai jeweils Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr zu besichtigen sein.

Das Land rechnet damit, dass der Bau 400 Arbeitsplätze sichert. Und die Zahl der Besucher in der Kremser Kunstmeile soll durch die neue Galerie von jährlich 120.000 derzeit auf bis zu 170.000 ansteigen.

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